Foyer: Ein hoher Raum in der Enge der vorgegebenen Struktur.

Fin de chantier: Die Verwandlung

Bei einem Umbau müssen auch ein sperriger Altbau und hoher Kostendruck kein Hindernis für freche und frische Ideen sein. Das zeigen Enzmann Fischer Architekten mit ihrem Umbau des ehemaligen Postbetriebsgebäudes von 1985 in Luzern.

Wo einst Pakete sortiert wurden, lernen nun Studenten der Universität Luzern und der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz. Nach den Wirren um den ersten Wettbewerb am Kasernenplatz gewann das Zürcher Büro den zweiten am neuen Standort beim Bahnhof.
Das Gebäude ist nach der Transformation nicht wiederzuerkennen. Die Architekten haben es bis auf den Rohbau ausgeweidet und eine expressive Fassade um die alte Struktur gefaltet. Die abgedrehten Fenster lenken den Blick vorbei am Rücken des KKL Richtung See und zum Bahnhofplatz. Im Innern bereitete der Bestand einiges Kopfzerbrechen: Ein Geschoss ist so gross wie ein Fussballfeld und die geringen Raumhöhen waren nie für eine Uni gedacht. «Die Komplexität des Umbaus erforderte, anders über Architektur nachzudenken», erklärt Architekt Philipp Fischer. Statt aus einem Guss zu entwerfen, sei es darum gegangen, «Ideen zu sampeln».
Um Licht und Luft in die tiefen Grundrisse zu bringen, bauten die Architekten die alte Querhalle in der Mitte zu zwei Höfen um. Sie schaffen überraschende Bezüge — etwa zwischen der Küche und der Bibliothek — und belichten die innere Raumschicht. Der erste Hof überdacht den Leseraum, der über Öffnungen im Boden das Licht bis in den Hörsaal darunter bringt. Unter dem anderen Hof befindet sich das zweigeschossige Foyer, das von einem niedrigen Arkadengang gefasst ist. So wird der Raum erst komprimiert, bevor er sich nach oben öffnet. Mit dieser Spannung zwischen gedrückten Stellen — die tiefsten sind 2,3 Meter niedrig — und überhohen Zimmern spielen die Architekten im ganzen Gebäude und machen so die Enge des Bestandes zum Erlebnis.
Zwischen den beiden Höfen verbinden breite Treppenläufe aus Beton die Geschosse. In der Betonstruktur sind ausgebesserte Stellen zu erkennen. Die Architekten wollten bewusst keine Schweizer Perfektion und sprechen von «holländischer Architektur». Unkonventionell sind auch die übrigen Oberflächen: Flure und Höfe leuchten in schrillem Grün, dunklem Rot oder knalligem Orange auf hell gesprenkeltem Grund. Der bunte Anstrich erleichtert die Orientierung, das wilde Muster wirkt aber auf Dauer etwas aufdringlich. Genauso wird wohl die kantige Hülle anecken. Doch wer auffällt, kann nicht allen gefallen.

Umbau Universität und Pädagogische Hochschule Luzern, 2011

Frohburgstrasse 3, Luzern
– Bauherrschaft: Kanton Luzern
– Architektur: Enzmann  Fischer Partner, Zürich
– Bauleitung und Kostenplanung: Büro für Bauökonomie, Luzern
– Kosten: Anlagekosten (BKP 0–9): CHF 154 Mio.
– Auftragsart: Wettbewerb, 2005

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