Die Materialität ist unmittelbar. Sichtbeton, Holz uns antrazitfarben lackiertes Metall. Fotos: Ruedi Walti

Fin de Chantier: Ab durch die Mitte

Die beiden Nachbarn am Bläsiring in Basel waren «not amused», als sich die neue Besitzerin des mittleren von drei Reihenhäusern aus dem Jahr 1872 für einen Neubau entschied. Der Kritik der Nachbarn zum Trotz ist das Stadthaus ein gelungener Beitrag zur Nachverdichtung von Kleinbasel.

Die beiden Nachbarn am Bläsiring in Basel waren «not amused», als sich die neue Besitzerin des mittleren von drei zweigeschossigen Reihenhäusern aus dem Jahr 1872 für einen Neubau entschied. Sie sahen ihr Kleinbasler Idyll gefährdet durch ein «Hochhaus aus Beton und Glas». Mit tausend Unterschriften gegen das Projekt und mit Einsprachen behinderten sie den Bau zwei Jahre lang.
Das fünfeinhalbgeschossige Zweifamilienhaus von Buchner Bründler Architekten ragt nun zwischen den Nachbarn hinaus. Es lässt die zwei alten Häuser in der heterogenen fünf- bis sechsgeschossigen Quartierbebauung anachronistisch wirken. Buchner Bründlers Stadthausentwurf verdoppelt die Flächennutzung, indem auf dem neuen dreigeschossigen Einfamilienhaus der Bauherrin eine zweite, getrennte Einheit aus zweieinhalb weiteren Etagen entstanden ist.
Diese wird separat über Treppenhaus und Aufzug erschlossen. Sichtbeton und die fast raumgrossen Fenster und Holzverkleidungen verleihen dem sechs Meter breiten Gebäude innen wie aussen eine form- und materialbedingte schlichte Direktheit. Die Räume laufen in allen Etagen loftartig hindurch, flankiert von einem massiveren Funktionsstreifen (für Küchenzeilen, Regale, Bäder und Stauräume), der auch bei der Aussteifung mitwirkt, und einer Erschliessungszone (mit Treppen und Aufzug).
Die Details sind direkt, nachvollziehbar und die Materialien haptisch erlebbar. Türen haben beispielsweise keine Beschläge, sondern lassen sich durch den direkten Griff in das Holz oder Metall bewegen. Die Innenwände, Küchenablagen, Lavabos und Badewannen sind einheitlich aus Ortbeton in Schalungsklasse 2. Im Erdgeschoss lässt sich die Wohnküche mit einer wuchtigen Ateliertüre zur Strasse hin öffnen, so gross, als öffne sich dabei die ganze Fassade. «Man nimmt das Haus in die Hand», schwärmt Architekt Daniel Buchner. Unmittelbar sind auch die Sichtbezüge. Von zwei Balkons und noch mehr von der Dachterrasse hat man einen wunderbaren Blick über das Matthäusquartier und Basel.
Der Garten wiederum, umstanden von einer Sichtbetonmauer mit Kies und Baum, wirkt wie ein kontemplatives Atrium. Der Kritik der Nachbarn zum Trotz ist das Stadthaus ein gelungener Beitrag zur Nachverdichtung von Kleinbasel. Entsprechend gross ist das Interesse: Am SIA-Tag vor einigen Wochen drängten sich rund 250 Besucher durch die Räume.

WOHNHAUS BLÄSIRING, 2012

Bläsiring 124, Basel
– Bauherrschaft: privat
– Architektur: Buchner Bründler architekten, Basel
– Auftragsart: Direktauftrag

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Kommentare

Sabine Lübke 01.09.2012 20:18
Ja, einziehen wäre sicher kein Fehler. Bloß nicht im Haus gegenüber...
Frédéric Dedelley 27.08.2012 12:04
intelligent, zeitgemäss, elegant; würde sofort einziehen!
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