Der neue Pavillon neben dem Château de Chillon am Genfersee ist wohl-proportioniert, gut gesetzt und räumlich interessant. Im Hinblick auf die Klimakrise hat er die Materialfrage schlicht ignoriert. Fotos: Ariel Huber

Falsches Dilemma

Der Pavillon von Dreier Frenzel Architekten neben dem Kulturdenkmal Château de Chillon am Genfersee verdient das Prädikat ‹architektonisch wertvoll›. Aber wie steht es um die verbauten Ressourcen?

Der Klimawandel bringt die herkömmlichen Kategorien, nach denen wir Architektur beurteilen, gründlich durcheinander. Beton, Stahl und Glas – die Materialien der Moderne schlechthin – haben einen bitteren Beigeschmack bekommen. Zurzeit scheint der einzige Ausweg aus diesem Dilemma von Ethik oder Ästhetik, Gebäude trennscharf nach den Prädikaten ‹nachhaltig› oder ‹architektonisch wertvoll› zu sortieren. ###Media_3### ###Media_4### Der Pavillon von Dreier Frenzel Architekten neben dem Kulturdenkmal Château de Chillon am Genfersee verdient das Prädikat ‹architektonisch wertvoll›: Er ist wohlproportioniert und sitzt spannungsvoll zwischen Schloss, Bahngleisen und Kantonsstrasse. Räumliches Thema ist der Winkel, der das gefaltete Dach und die polyederförmige Kubatur bestimmt. Der Grundriss gliedert den Raum unaufdringlich in verschiedene Bereiche im Innen- und Aussenraum. Da sich der Pavillon von keinem Standpunkt aus als Ganzes erfassen lässt, bleibt die Betrachterin neugierig. Aber wie steht es um die verbauten Ressourcen? Die Fassade besteht aus Stahl und Glas. Die zwei Volumen und das Dach sind betoniert. Aufgrund einer Sondergenehmigung gilt das Dach als fünfte Fassade und durfte frei von Sonnenkollektoren bleiben. Und schon sind wir mittendrin im Ethik-Ästhetik-Dilemma. Der Bau ist recht klein. Kann man da nicht ein Auge zudrücken? Kurzer Faktencheck: Diana Ürge-Vorsatz, Mitautorin des Sonderberichts «1,5° C globale Erwärmung» des Weltklimarats, fordert unmissverständlich, Stahl und Zement im Bau zu minimieren oder noch besser ganz zu eliminieren. Stattdessen spricht sie sich für biobasierte Materialien aus, die CO2 absorbieren und speichern. ###Media_2### Beim Bauen kommt man um die Materialfrage also nicht herum. Sie stellt sich immer und bei jeder Gebäudegrösse. Das ist weder penibel noch blind für die Qualität von Architektur, sondern sc...
Falsches Dilemma

Der Pavillon von Dreier Frenzel Architekten neben dem Kulturdenkmal Château de Chillon am Genfersee verdient das Prädikat ‹architektonisch wertvoll›. Aber wie steht es um die verbauten Ressourcen?

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.