Wohnen in einer alten Scheune in Münchenwiler: ohne freien Blick nach draussen. Fotos: Roland Bernath

Eingebaut

Die grösste Scheune im Kanton Bern stülpt sich schützend über einen Neubau mit sieben unterschiedlichen Wohnungen. Dabei folgen die Grundrisse von Bernath + Widmer Architekten der hölzernen Grundstruktur.

Einen bestehenden Überbauungsplan zu verwerfen, ist ein mutiger und in diesem Fall richtiger Entscheid. So konnte die grösste Scheune im Kanton Bern originalgetreu instand gesetzt und mit Wohnungen ausgebaut werden. Die Familie von Wattenwyl hatte sie auf der Schlossanlage Münchenwiler 1830 an das Küherhaus aus dem Jahr 1620 angebaut. Nun steht sie, aufwendig renoviert, schützend über einem Neubau mit sieben unterschiedlich grossen Wohnungen.

Querschnitt : niedriges Erdgeschoss, luftiges Obergeschoss.

Die Grundrisse folgen der Grundstruktur der Scheune. Auf der Nordseite tritt man durch ursprüngliche Öffnungen in der steinernen Wand in die kühlen Eingänge der Wohnungen. Ein Kern aus Eiche mit Treppen und Bad, Küche und Reduit unterteilt die langgezogenen Räume, die nach Süden an den Garten grenzen – mit Blick in den alten Dorfteil. Der moderne Neubau besteht konsequent aus denselben Materialien wie die alte Scheune: Fichte, Eiche, Stein und Metall. Dies verbindet die beiden Bauten optisch und haptisch und stellt sie hinsichtlich Architektur und Handwerk einander gegenüber. Obwohl schwieriger umzusetzen als der Bruch mit dem Bestand, ist dieses Konzept geglückt.

2. Obergeschoss: Sieben unterschiedliche Wohnungen stecken quer in der Scheune, einige sind eingeschossig, andere dreigeschossig.

Der Aufstieg in den ersten Stock über eine Holztreppe mit einem einfach geschmiedeten Handlauf führt zu den hellsten Räumen: in Küche und Wohnzimmer. Trotz raumhoher Fenster bleibt man als Bewohnerin von der Holzstruktur der Scheune eingeschlossen. Der freie Blick in die Ferne und der direkte Einfall des Sonnenlichts sind in den oberen Stockwerken nicht möglich. Beim Gang durch die Räume vermisst man die Öffnung nach aussen, und es bleibt die Frage, wie weit Mieterinnen und Mieter gewillt sind, sich dem kühlen Grundriss und dem minimalistischen Ausbau anzupassen. Viel Spielraum für eigene Wohngewohnheiten bleibt nicht.

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