Eine Frage der Moral

Als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine haben viele Architekturfirmen ihre Projekte in Russland gestoppt. Über das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ethik.

Fotos: Luca Schenardi (Illustration)

Als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine haben viele Architekturfirmen ihre Projekte in Russland gestoppt. Über das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ethik.

Am 3. März, sieben Tage nach dem Angriff der russischen Armee auf die Ukraine, publizierte das Basler Büro Herzog & de Meuron (HdM) eine Medienmitteilung: «Die Invasion in der Ukraine und das gewaltsame Vorgehen von Putin und der russischen Regierung stehen im Widerspruch zu allen Werten, die wir als international tätiges Büro und Collaborative Practice vertreten. Deshalb haben wir, Herzog & de Meuron, beschlossen, unsere Arbeit an russischen Projekten auszusetzen.» HdM waren nicht die einzigen. Ähnliche Mitteilungen veröffentlichten auch David Chipperfield oder Zaha Hadid Architects in London, das Office for Metropolitan Architecture (OMA) von Rem Koolhaas und das Architekturbüro Winy Maas, Jacob van Rijs und Nathalie de Vries (MVRDV) in Rotterdam oder die Bjarke Ingels Group (BIG) in Kopenhagen. Hochparterre hat HdM gefragt, was der Projektstopp konkret bedeute: «In den Tagen unmittelbar nach der Invasion haben wir die Arbeit an unseren sieben Projekten in Russland eingestellt. Seit der Sistierung haben wir uns aktiv aus sechs der Projekte zurückgezogen und die damit verbundenen vertraglichen Verpflichtungen aufgelöst. […] Wir haben zudem jegliche Akquisitionsprozesse für neue Projekte in Russland gestoppt und nehmen bis auf Weiteres keine neuen Aufträge mehr an.» Die Sanierung und Neugestaltung der Badajewskij-Brauerei in Moskau sei das einzige Projekt, bei dem HdM seine «vertraglichen Verpflichtungen erfüllen müssen». Die Brauerei befinde sich derzeit im Bau. «Unser Kunde ist nicht sanktioniert, und der Krieg bietet keine rechtliche Grundlage für die Beendigung des Vertrags. Es gibt folglich keine Versicherung, die uns vor finanziellen Konsequenzen im Falle eines Vertragsbruchs schützen würde.» Die Sache mit China Die schnelle und klare Reaktion der globalen Architekturfirmen überrascht. In den letzten Jahrzehnten äusserten sie sich eher ausweich...

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