Vielfalt statt Homogenitis neben den Gleisen des Zürcher Hauptbahnhofs: Das Baufeld E rechts setzt auf mehr als eine Oberfläche – und fällt trotzdem nicht aus dem Rahmen. Fotos: Georg Aerni

Eine Fassade mit Facetten

Caruso St John Architects und Bosshard Vaquer Architekten betören an der Europaallee in Zürich mit Beton. Ihre Fassade ist eine Liebeserklärung an die Stadt.

Auf der Europaallee in Zürich klebt seit der Eröffnung 2012 ein Pfeil am Boden, der den Eingang zur Shoppingpassage anzeigt. Beim zentralen Zugang zur Credit Suisse mahnt ein Schild: nur für ‹Mitarbeiter / Staff›. Die Menschen müssen den Weg erst finden, wenn ein neues Quartier entsteht. Doch wenn man Architektur so anschreiben muss, läuft etwas schief. Der Grund: Max Dudlers Raster zieht sich stoisch über das Haus, egal, ob dahinter ein Notausgang oder ein Laden liegt. Zwei Strassen weiter treffen wir auf das Gegenteil, wie die Nacht auf den Tag: Die Fassade des Wohn- und Geschäftsgebäudes auf dem Baufeld E ist ausdrucksstark, abwechslungsreich wie ein Roman und verankert in der Stadt.Caruso St John Architects und Bosshard Vaquer Architekten haben das Haus entworfen. Schon mit dem Volumen strebten sie im Wettbewerb Vielteiligkeit statt Einförmigkeit an. Über dem Bürosockel zeichneten sie zwei Wohntürme statt nur einen, wie dies die Bauherrin SBB vorgegeben hatte. Der Doppelturm ist an der Europaallee zur Regel geworden: Die Baufelder F, G und H werden sich ebenfalls je zwei Mal zum Himmel strecken.Wider die HomogenitisEine Fassade hat heute vor allem energetisch viel zu leisten. Als Gesicht zur Stadt muss oft eine dünne Schicht Putz als Make-up genügen. Liegt mehr drin, wird die Fassade zwar massiv, bleibt aber meist homogen. Ob Naturstein bei Max Dudler am Anfang oder Sichtbeton bei EM2N an der Neufrankengasse am äusseren Ende der Europaallee: Eine Oberfläche muss genügen, vom Sockel bis zum Dach. Gleichgültig fegt die Fassade über die Geschosse.Mit diesem Minimalismus können Caruso St John und Bosshard Vaquer nichts anfangen. Die Architekten wollen Bauten entwerfen, «deren physische Präsenz einen direkten emotionalen Effekt hat», sagt Adam Caruso. Beige Kunststeine bilden den Grundraster. Stützen und Balken erklären, wie die Teile gefügt sind, und bilden ...
Eine Fassade mit Facetten

Caruso St John Architects und Bosshard Vaquer Architekten betören an der Europaallee in Zürich mit Beton. Ihre Fassade ist eine Liebeserklärung an die Stadt.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.