Nur gerade vierzehn Jahre lang existierte das Bauhaus – von 1919, als die Gestaltungschule im thüringischen Weimar gegründet wurde, bis 1933, als es in Berlin die Nationalsozialisten schlossen. Und ohne die politisch erzwungenen Umzüge, erst von Weimar nach Dessau und schliesslich nach Berlin, wäre der legendären Gestaltungsschule wohl nicht einmal ein Jahrzehnt beschieden gewesen. Der Elan der Kuratoren in Dessau und Berlin (Bauhaus Archiv), den wenigen Bauhaus-Jahren immer neue Themen und Typen abzugewinnen, erinnert bisweilen an die Kunst des versierten Pizzaiolo, einen nicht allzu grossen Teigklumpen durch geduldiges Ausrollen zu einer Pizza von beachtlichen Ausmassen zu machen. Der Belag auf dem Teig war mannigfaltig: Ausstellungsthemen waren Frauen am Bauhaus, das Leben am Bauhaus, das Bauhaus und die Ulmer Schule, Bauhaus-Absolventen im Nationalsozialismus, Bauhaus und die sowjetische Avantgarde. Nicht zu vergessen die zahllose monografischen Ausstellungen zu  Lehrenden wie auch den Absolventinnen aus aller Herren Länder. Und nun also der Architekt Carl Fieger. Die Dessauer Stiftung hat dem langjährigen Assistenten und gewissermassen „Chefzeichner“ von Bauhausdirektor Walter Gropius, passend zum Jahresthema „Standard“ eine monographische Ausstellung gewidmet, die noch bis Ende Oktober zu sehen ist. Ausgehend von seinem eigenen Wohnhaus zeigt sie erstmals das Gesamtwerk des Architekten, zu dem auch Möbel und Interieurs zählen. Rundes Haus aus Metall Zwar konnte der 1893 in Mainz geborene Carl Fieger nur wenige Bauten verwirklichen. Dennoch ist es keine schlechte Wahl, gerade ihn, der neben den sendungsbewussten Lehrpersönlichkeiten der Schule so lange in der zweiten Reihe stand, ins Gedächtnis zu rufen. Denn zeitlebens beschäftigte sich Fieger mit Standards, Normen und vorgefertigten Bauteilen, wurde damit jedoch weniger bekannt als etwa Konrad Wachsma...