Ein Raum der sich einprägt: die Treppenhalle in der Schulanlage Watt, Effretikon, von Manuel Pauli (sämtliche Aufnahmen stammen aus den Achtziger- und Neunzigerjahren). Fotos: Werner Huber

Ein Schulhaus prägt

Es ist wieder einmal soweit: Die Stadt Zürich präsentiert die Kosten für ein neues Schulhaus, und das Lamentieren über die Kosten geht los. Dabei geht vergessen, wie prägend das Schulhaus im Leben eines Kindes sein kann. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrung kommentiert Werner Huber.

Es ist wieder einmal soweit: Die Stadt Zürich präsentiert die Kosten für ein neues Schulhaus, diesmal das «Blumenfeld» in Affoltern. 90 Millionen Franken soll der Gemeinderat dafür bewilligen, berichtet der Tages-Anzeiger. Und das Lamentieren geht los; horrend seien die Kosten, die Stadt habe ein Problem mit den Baukosten und in Zürich werde generell zu teuer gebaut, heisst es von SVP über GLP bis FDP. Und dann kommt es, diesmal von grüner Seite, das scheinbar schlagende Argument: Ein Schulhaus solle in erster Linie funktional sein und dem Unterricht dienen, nicht der Selbstverwirklichung der Architekten. Die «Selbstverwirklichung des Architekten» kommt erfahrungsgemäss meist dann ins Spiel, wenn andere Argumente fehlen – oder das Fachwissen.Dabei kommt es sehr wohl darauf an, wie ein Schulhaus gestaltet ist. Die Kinder verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit an der Schule (so wie wir am Arbeitsplatz), und dies in einer prägenden Phase ihres Lebens. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass das Schulhaus, in dem ich Ende der Siebzigerjahre die Sekundarschule besuchte, mein architektonisches Auge wesentlich geschult – oder zumindest «vorgeschult» – hat. Architekt Manuel Pauli baute die Oberstufenschulanlage Watt in Effretikon zwischen 1964 und 1968. Der Ort explodierte damals förmlich vom Dorf zur Agglomerationsgemeinde, und diese leistete sich ein grosses, städtisch anmutendes Schulhaus. Die architektonischen Begriffe fehlten mir zwar noch, doch ich nahm sehr wohl die Grandezza der über alle vier Geschosse reichenden Halle wahr. Ich spürte den subtilen Umgang mit den Materialien, die von aussen nach innen gehend immer «weicher» wurden: Aussen dominierte der Beton, in den Hallen und Korridoren gesellten sich dazu der Bodenbelag aus Tonplatten und einige hölzerne Einbauten, und die Klassenzimmer waren schliesslich fast vollständig in Holz ausgekleidete «Stübli». ...
Ein Schulhaus prägt

Es ist wieder einmal soweit: Die Stadt Zürich präsentiert die Kosten für ein neues Schulhaus, und das Lamentieren über die Kosten geht los. Dabei geht vergessen, wie prägend das Schulhaus im Leben eines Kindes sein kann. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrung kommentiert Werner Huber.

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