Ein Rohling am Adlerplatz

Von der Bruchbude zum Haus fürs Dorf: In Beringen bei Schaffhausen sind Marazzi Reinhardt Architekten auch Entwickler und Handwerker. Da überzeugen selbst die Lichtschalter.

Fotos: Ladina Bischof (innen), Schaub Stierli Fotografie(aussen)

Von der Bruchbude zum Haus fürs Dorf: In Beringen bei Schaffhausen sind Marazzi Reinhardt Architekten auch Entwickler und Handwerker. Da überzeugen selbst die Lichtschalter.

«Statt Badi am Samstag» verlegten Sergio Marazzi und Andreas Reinhardt Holzböden, im ersten Obergeschoss ein altes Eichenparkett, im zweiten dicke Fichtenbohlen. Die Balkenlage dazwischen, das Dachtäfer, die Fensterrahmen und die Glasbausteine der Duschen, selbst die Metallgeländer, Briefkästen und Vorhangstangen – alles selbst gemacht oder montiert. Vor dem Architekturstudium in Winterthur, wo sie heute arbeiten, hatten die beiden Schreiner und Zimmermann gelernt. Früher packten sie oft selbst mit an, um die Wertschöpfung im Büro zu behalten. Heute sind sie zu zehnt und haben eigentlich keine Zeit mehr fürs Handwerk. «Aber wir arbeiten unglaublich gerne so zusammen», sagt Marazzi, «das ist ganz anders als nebeneinander vor dem Bildschirm.» Sichtlich stolz führt er durch den Ersatzneubau in Beringen bei Schaffhausen, der nicht nur reich an Baudetails ist, sondern mit Hofladen und Busstation auch ein ortsbaulicher Beitrag. Darüber hinaus ist er ein Modell dafür, wie architektonische Eigeninitiative, ein unterstützendes Dorf und jede Menge Handwerkslust Schönheit im Dorfkern schaffen. ###Media_2### Die Eigeninitiative Die Geschichte beginnt vor sieben Jahren. Via seinen Schwager ist Marazzi der Region verbunden und besitzt ein Haus im Nachbardorf. Schon länger fährt er darum am heruntergekommenen Häuschen mit Kioskanbau vorbei, das auf einer winzigen Parzelle direkt an der Hauptstrasse liegt. Dann ist es für nur 30 000 Franken zu haben. Was daraus werden soll, ist anfangs unklar. Doch als die beiden Architekten auf dem Dachboden albenweise Pudelfotos finden, steht zumindest der Name fest: Haus zum Pudel. Landauf, landab kennt man die Bauzeichner-Architekten, die zu Entwicklern werden und mit Geistlosem mehr Geld verdienen als manch erfolgreiches Wettbewerbsbüro. Bei den Architekten des Pudelhauses ist es anders. Die Ausgangslage war keine Renditegrube und verl...

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