Einst Parkplatz und Tummelfeld für «Halbstarke», heute ein Erholungsraum: der Hardaupark in Zürich. Fotos: Grün Stadt Zürich

Ein Park mit sozialem Auftrag

Vor gut fünfzig Jahren versammelten sich hier die Zürcher Halbstarken. Die Jugend des Hardauquartiers trifft sich auch heute noch, Jedoch nicht mehr auf einer namenlosen Asphaltfläche, sondern im baumbestandenen Hardaupark.

Ein öder, von Blockrandbauten begrenzter Hofraum, Autos und herumlungernde Jugendliche: Eine um 1960 entstandene Fotografie von Karlheinz Weinberger zeichnet ein Bild Zürichs, das wir uns nicht gewohnt sind. Statt hübscher Fassaden die Rückseite der Stadt — und ein Hauch wilden Lebens. Dort, wo sich vor gut fünfzig Jahren die Zürcher Halbstarken versammelten, trifft sich auch heute noch die Jugend des Hardauquartiers. Jedoch nicht mehr auf einer namenlosen Asphaltfläche, sondern im grünen, baumbestandenen Hardaupark, der jüngsten öffentlichen Grünfläche Zürichs.

Die Realisierung des Parks ist der vorläufige Schlusspunkt einer Reihe von Erneuerungsmassnahmen im Quartier mit der höchsten Bevölkerungsdichte und dem tiefsten Durchschnittseinkommen. Der Ausländeranteil beträgt hier rund fünfzig Prozent. Die vier den Stadtteil prägenden Wohnhochhäuser der Siedlung Hardau wurden saniert, es entstanden eine Sporthalle und ein Oberstufenschulhaus. Der mit 1,8 Hektar flächenmässig eher bescheidene Grünraum muss einer Vielzahl von Bedürfnissen gleichzeitig Rechnung tragen: Er dient der Schule als Pausenplatz, ist Ausflugsziel für die Bewohnerinnen und Bewohner des in der Nähe gelegenen Altersheims Bullinger, bietet den jungen Quartierbewohnern Spielmöglichkeiten und ihren Vätern und Müttern attraktive Aufenthaltsräume.

Die Landschaftsarchitekten des Münchner Büros Realgrün verstanden es, das Geviert geschickt zu zonieren und es dennoch als Ganzes zu belassen: Sie definierten es als Asphaltfläche, auf der inlinegeskatet und Rad gefahren, Ball gespielt und flaniert werden kann. Daraus erheben sich drei leicht gekippte und von Robinien bestandene Rasenflächen. Ebenso viele unterschiedlich ausgestattete Felder schieben sich dazwischen: entlang des östlichen Parkrandes ein langgestreckter Spielbereich für kleinere Kinder, im Zentrum der Quartierplatz mit Holzdeck, Pergola, zwei Grillstationen und Spielgeräten auf rotem Tartanbelag und unmittelbar vor der Fassade des Schulhauses eine Reihe Tische, Bänke und Tischtennisplatten für die Jugendlichen. Blickfang ist die bereits berühmt-berüchtigte Schaukelskulptur «Y» von Sislej Xhafa. Sie erhebt sich aus der mittleren Rasenscholle und hat Potenzial, zum neuen Begegnungsort der Hardauer Halbstarken zu werden.

Hardaupark, 2012

Badenerstrasse / Hardstrasse, Zürich

– Bauherrschaft: Stadt Zürich

– Landschaftsarchitektur: Realgrün, Klaus-Dieter 
Neumann, Wolf D. Auch, München

– Mitarbeit: Gebhard J. Hierl, Dorothea Wendeborn, 
Michael Schlossnikel

– Auftragsart: offener Projektwettbewerb, 2004

– Bauführung: Hans H. Moser AG, Zürich

– Kosten (BKP 1–9): CHF 10,6 Mio.

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