Noch im Januar erläuterte Joris van Wezemael in einer Videobotschaft, wie er den SIA in die Zukunft führen wolle. Der SIA hat das Video im Verlauf des 30.1. vom Netz genommen.

Ein Opfer der Digitalisierung?

Hinter dem Abgang von Joris van Wezemael als Geschäftsführer des SIA stehen Fragen dazu, wie der SIA seine Geschäftsmodelle digitalisieren und seine Arbeitsweise daran anpassen will.

Nach nur sechs Monaten ist Joris van Wezemael bereits nicht mehr Geschäftsführer des SIA. Der Abgang - zusammen mit Stellvertreter Mike Siering - kam völlig überraschend, offenbar war der Entscheid es SIA-Vorstands aber einstimmig, wie die NZZ berichtet. Weder van Wezemael noch der SIA äussern sich zu den Gründen.

Noch letzte Woche hatte van Wezemael in der NZZ seinen raumplanerischen Standpunkt ausgebreitet, fundiert, eloquent und pointiert, wie von ihm gewohnt. Noch im Januar hatte er in einer Videobotschaft erläutert, wie er den SIA in die Zukunft führen wolle. Der SIA hat dieses Video allerdings im Verlauf des Mittwochs zurückgezogen, weshalb es nun auch hier nicht mehr zu sehen ist. Im Video nannte van Wezemael vier Projekte, die er seit seinem Stellenantritt im Juli 2018 konzipiert hatte und im laufenden Jahr umsetzen wolle.

Joris van Wezemaels Videobotschaft war Teil des SIA-Jahresberichts.
Eines betraf die Zukunft der Leistungs- und Honorarordnungen, eines die Frage, wie das Normensystem mit BIM funktionieren könne. Das dritte betraf das Verständnis und die Ausrichtung des SIA als Social Network, und viertens sagte van Wezemael: Der SIA brauche Daten, eigene Datenräume, und man gebe sich nun ein Jahr Zeit, um den Prototypen einer eigenen Datenmaschine zu bauen, um aus den eigenen Daten «entsprechende Ergebnisse abzuleiten.» Übersetzt gesagt, der SIA muss sich in der digitalen Welt mit eigenen Daten und Geschäftsmodellen dazu behaupten – oder andere werden es tun. Ausserdem hinterfragte van Wezemael, ob das Produktionsmodell des SIA, das Milizsystem, für die Bewältigung dieser Aufgaben noch tauge.

Alle vier Projekte stehen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, die der SIA einleiten und gestalten muss, und zwar dringend, wie van Wezemael zwischen den Zeilen unterstreicht. Es liegt somit nahe, dass das Tempo und die Art, wie sie umgesetzt werden sollen, zu den laut SIA «unüberbrückbaren Differenzen» führten. Bei der Digitalisierung gilt: Alle wollen den Wechsel, aber niemand will selbst wechseln. Dieses Bollwerk könnte auch van Wezemael beim SIA im Weg gestanden haben. Nicht nur sein Abgang, schon seine Ernennung zum Geschäftsführer letztes Jahr war eine Überraschung gewesen. Van Wezemael ist ein schneller Denker und Macher und manch eine fragte sich, ob das mit dem alten Tanker SIA gut gehen könne. Nun ging es daneben. Wie sich der SIA erneuert und digitalisiert, bleibt nun weiter offen.

Aktualisiert 30.01.2019, 22.45 Uhr

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