Der ETH-Professor Philippe Block geht mit seinen Tragkonstruktionen an die Grenzen der Statik wie einst der Schalenbauer Heinz Isler. Sein bisher kühnstes Experiment schwingt auf dem Dach des Nest-Gebäudes der Empa in Dübendorf durch die Luft. Zehn Jahre lang plante und tüftelten der Bauingenieur und sein Team um Tom Van Mele an der Konstruktion, die digitale Präzision mit handwerklicher Raffinesse verbindet. Die doppelt gekrümmte Betonschale des Dachs besteht aus zwei nur fünf Zentimeter dünnen Schichten und wurde auf einer aufgespannten Schalung gegossen. Der Prototyp dafür wurde innerhalb von 39 Stunden in einer Werkhalle am Stück betoniert. Weil das auf der Nest-Baustelle nicht möglich war, löste Block das Dach in Dübendorf in Betonierabschnitte auf. ###Media_2### Anders als bei Blocks bisherigen Installationen – etwa beim Schalentragwerk an der Biennale 2016 in Venedig – musste die Nest-Unit die regulären Baugesetze und Anforderungen an Energiewerte einhalten. Das Dach ist deshalb aus zwei Schalen aufgebaut, die über Tragrippen verbunden sind und zwischen denen eine zehn Zentimeter dicke Dämmung liegt. Die Glasfassade wurde in die Betonschale eingelassen, um Wärmebrücken zu vermeiden. «Wir wollten beweisen, dass wir alle diese Details kontrollieren können», sagt Block. Computerskripte generierten Hunderte von Iterationen, bis alles passte. «Komplexität bedeutet nicht unbedingt mehr Risiko.» ###Media_3### Philippe Block ist sichtlich stolz auf das Ingenieurwunderwerk. Doch das Dach ist bloss das Aushängeschild für ein weit ambitionierteres und relevanteres Projekt. Für die Zwischendecke der Unit hat man ebenfalls ein Schalentragwerk gewählt, hier aber als Standardbauelement. Die Decke ist in der Mitte leicht gewölbt, passt am Rand aber in jeden Gebäuderaster. Da die rippenverstärkte Schale nur auf Druck beansprucht wird, kann der Beton wenige ...