Peter Zumthor als Gesprächsleiter? Bruno Reichlin und Fabio Reinhart liess er lustvoll erzählen.

Drei Persönlichkeiten

Bruno Reichlin, Fabio Reinhart und Peter Zumthor sprachen über alte Zeiten. Die BSA-Veranstaltung im Zürcher Cabaret Voltaire war ein schöner, melancholischer Jahresausklang.

Bruno Reichlin, Fabio Reinhart und Peter Zumthor – bei einer Veranstaltung des BSA lockten die drei Persönlichkeiten gestern Abend die Crème der Zürcher Architektur ins Cabaret Voltaire. Diese erlebten den international bekanntesten der drei in einer ungewohnten Rolle: Als Gesprächsleiter befragte Zumthor die beiden Kollegen zurückhaltend und geduldig. Und mit einer bäurischen Naivität, wie sie sich nur eine Autorität erlauben darf («Dann kam die Postmoderne. Wo ordnet ihr euch da ein?»)
Jeder von ihnen blickte zurück. Zumthor auf seine orthodox-moderne Ausbildung an der Basler Kunstgewerbeschule, Reichlin und Reinhart auf ihre gemeinsame Suche nach architektonischen Grundlagen in der Baugeschichte und Semiotik.
Lustvoll durfte man zuhören, den Erinnerungsschwällen Reichlins, begleitet von seinem bellenden Hüsteln, Reinharts «ecco», das jeden seiner Sätze abschloss, begleitet von wilden Gesten. Man lernte: «Die Moderne war nie so, wie sie unsere Lehrer erzählt haben. Es war viel Geschichte in der Moderne», und in den besten Momenten fielen Sätze wie diese: PZ: «Habt ihr mit der Theorie oder mit dem Herzen entworfen?», FR: «Da oben ist die Theorie, da ist das Herz, dazwischen ist der Kopf.»
Das Verblüffende wurde mir erst beim üppigen Apéro danach klar: Die drei Herren haben die Jahrgänge 1941, 1942, 1943, gehören also zur selben Generation. Zumthor steht mit seinen 70 Jahren baulich voll im Saft, während Reichlin und Reinhart einer anderen Zeit angehören zu scheinen. «Als Architekten sind wir gescheitert», sagte letzterer, und berichtet traurig von den Kollegen, die ihn einst als Professor von der ETH moppten. Man kann sich keinen schöneren Jahresausklang vorstellen, als diesen leicht melancholischen Abend.

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Kommentare

Felix Held 25.12.2013 22:00
...mobbten, nicht moppten; bitte korrigieren.
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