Ihre Werkstätten in Zürich-Altstetten möchte die SBB in den nächsten zwanzig Jahren zu einem Ort der Kultur und urbanen Produktion entwickeln. ‹Werkstatt Zürich› ist der unbescheidene Projektname dafür. Das Reparaturcenter am Fusse der Duttweilerbrücke bleibt jedoch auch in Zukunft bestehen. In den modernisierten Hallen werden weiterhin Züge instand gesetzt.Gleich daneben wollten die SBB Personenverkehr nur ein einfaches Dach, damit ihre Radsätze und Wertstoffcontainer nicht nass werden. Zum Glück kam ein Drittel des Geldes von den SBB Immobilien, denen auch das Stadtbild wichtig ist und die, zusammen mit der beratenden SBB Denkmalpflege, Architektur verlangte. Schliesslich sind die angrenzenden Hallen mächtige Baudenkmäler der letzten hundert Jahre. Der junge Architekt Lukas Brassel war im Planerwahlverfahren der Hallensanierung auf dem zweiten Platz gelandet. Er erhielt den Auftrag zum Bau der neuen, verhältnismässig kleinen Halle.«Um die Nutzung flexibel zu machen, haben wir eine möglichst simple Stahlkonstruktion erstellt», sagt der Architekt. In der Tat scheint seine offene Halle wenig mehr als ein Dach zu sein, das frappierend leicht auf nur sechs Stützen ruht. Doch ‹simpel› ist definitiv das falsche Prädikat. Der Gestaltungswille ist hier ganz in den Dienst der Sache gestellt, aber er ist da. Er zeigt sich im Goldenen Schnitt der Fassadenproportionen oder dem durchbrochenen Kalksandsteinmauerwerk des kleinen Annex, der ein Abstellgleis schützt. Er zeigt sich in den gestockten Ortbetonstützen oder im gewelltem Lochblech der umlaufenden Schürze, die dem Bauwerk in seiner äusseren Erscheinung Substanz verleiht und von innen nur mehr zarter Schleier ist. Je länger man dieses einfache Bauwerk studiert, desto mehr Feinheiten fallen auf. Und auch Bezüge zum Vorhandenen: Es steht in der Strassenflucht der alten Backsteinhalle und übernimmt auch deren Kons...