Das Mockup-Modell zeigt eine Gebäudecke des künftigen Hauses. Fotos: zVg, Daniel Spehr

Die noch nicht perfekte Welle

Am Mockup-Modell lässt sich der neue Hauptsitz der Swiss Re am Mythenquai in Zürich erstmals in Echtgrösse begutachten. Anders als in der Visualisierung verschwindet die gewellte Glashaut teilweise fast vor der Fassade.

Der Baubeginn für den neuen Hauptsitz der Swiss Re am Mythenquai in Zürich ist für nächstes Jahr geplant. 2017 soll der Neubau eröffnet werden. Das Baugespann zeigt bereits jetzt: Das Haus wird gross. Wie seine Nachbarbauten rückt es bis an die Strasse vor und besetzt das ganze Grundstück. So bringt der Entwurf von Diener & Diener Architekten doppelt so viele Arbeitsplätze unter wie der Altbau von Werner Stücheli aus den 60er-Jahren. Am Mockup-Modell lässt sich nun erstmals die gewellte Glasfassade in Echtgrösse begutachten. Das Modell zeigt den Übergang vom dritten zum vierten Geschoss. Unten sind die Wellen grösser, oben kleiner. Elegant greifen die einzelnen Elemente ineinander und sind mit runden Metallteilen an die Fassade zurückgebunden.

Form und Grösse der Wellen haben sich laut den Architekten seit dem Wettbewerb vor zwei Jahren kaum verändert. Doch anders als in der Visualisierung verschwindet die Glashaut teilweise fast vor der Fassade. Je nach Lichtverhältnisse kommt der Effekt der gewellten Haut wenig zum Tragen. Doch das Modell sei noch nicht der definitive Entwurf, betonte Architekt Roger Diener an der Pressekonferenz. Man habe das Mockup bewusst früh aufgestellt, damit Zeit bleibe, die Fassade anzupassen. So soll das farblose Glas durch eines mit einem leichten Grünstich ersetzt werden. Die Architekten überlegen sich auch, ob er Boden der umlaufenden Balkonschicht statt transluzent wie im Modell opak sein soll. So würde die Fassade stärker verschattet und das Glas mehr reflektieren.

Die Fassade muss also noch feinjustiert werden, damit die raumhaltige Wirkung der Glasfront zum Tragen kommt. Im Inneren ist der Effekt der gekrümmten Scheiben bereits jetzt gut sichtbar. Ähnlich wie bei alten Ziehgläsern verzerren sie die Aussicht leicht und machen so die Schicht erlebbar. Die Materialien sind hochwertig: Der Chromstahl der Fensterrahmen glänzt, der vornehm geschwungene Handlauf aus Holz gibt Halt. Zur Verschattung setzen die Architekten auf Rafflamellen. Ein weiterer Grund, warum die Glaswellen präsenter werden müssen: Sonst droht der Hauptsitz seine schillernde Haut im Hochsommer zu verlieren.

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Kommentare

Jan-André Zaba 22.05.2017 10:43
Diese Glasfassade ist sehr effektvoll, aber erfüllt sie auch die Vorgaben der angestrebten Umwelt-Labels? Wieviel Energie wird das Gebäude effektiv verbrauchen? Wieviel graue Energie wurde beim Bau verbraucht. Wie erträgt der Mensch auf Dauer den verzerrten Durchblick? Wie sieht es mit dem Unterhalt und der Nachhaltigkeit aus? Das sind so Fragen, die mich als Fassadenplaner beim Anblick spontan beschäftigen.
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