Primarschulhaus Feldmeilen: Der Aussengang rahmt den Hof, verbindet den Neubau mit dem Altbau und die vier Treppenhäuser miteinander. Fotos: Roland Bernath

Die ganglose Schule

Die Architektur der Fünfzigerjahre wollte vor allem eins sein: heiter. Ebenso heiter spielen Neon / Deiss bei der Erweiterung der Primarschule in Feldmeilen mit ihren Bildern.

Die Architektur der Fünfzigerjahre wollte vor allem eins sein: heiter. Bruchsteinloggia, Fensterläden und Türmchen auf dem Dachfirst – die Heiterkeit der Primarschule in Feldmeilen wirkt nach sechzig Jahren allerdings eher bieder. Die Heiterkeit der neuen Erweiterung ist erklärtes Ziel ihrer drei Architektinnen. Auch sie spielt mit Bildern der Fünfzigerjahre, wenn auch mit moderneren.

Das Herz der Anlage ist ein intimer Hof. Die drei Flügel des Neubaus umfassen ihn zusammen mit dem Altbau. Ein Kreuzgang bildet seinen Rand. Über den Wänden aus Ziegeln und Glas und dem leichten Betondach blitzen die Bandfenster und der weisse Putz der Obergeschosse bauhausartig hervor. Ihre konische Form macht aus den Stützen Säulen, geometrisch-weisse Flächen aus dem Dach eine Decke. Im zentralen Garten stehen Bäumchen zwischen basaltartigen Betonstümpfen, die wie Orgelpfeifen aus dem Boden wachsen. Die Schwelle zwischen Gang und Garten dient den Schülerinnen und Schülern als Sitzplatz, durch eine der vier Türen gehen sie ein und aus. Tatsächlich ein heiterer Raum.

1. Obergeschoss

Die vier Treppenhäuser sind der Grund, warum das schlanke Schulhaus ohne Gänge auskommt. Im hohen Erdgeschoss liegen die öffentlicheren Räume wie Aula, Lehrerzimmer oder Mediathek. Im Obergeschoss weiten sich die Treppenhäuser zu Garderoben; poppig-gelbe Möbel rekeln sich von der Mitte des Raums zu seinen Rändern. Von hier aus betritt man direkt die lichten Schulzimmer. Die Gänge zwischen den Treppenhäusern blicken über das Bauhausfensterband in den Hof. Aber es sind eben keine Gänge, sondern Lernzonen, schmale, helle Räume ohne Tür in der Längswand. Eine Armada von Kugelleuchten hängt von der blau lasierten Decke und eine auffällige Signaletik weist jede dieser drei Zonen aus – mit einem Tier, keiner Zahl.

Keine Gänge, sondern Lernzonen verbinden die Treppenhäuser.

Der intime Hof hat einen grossen Bruder: einen asphaltierten Allwetterplatz. Er liegt talseitig, denn das steile Gelände will überwunden werden. Im drei Geschosse hohen Flügel ist eine neue Sporthalle untergebracht. Mit Ziegelsockel und weissem Putz steht die strenge Lochfassade neben dem kleinen Kopf des Fünfzigerjahrebaus und stellt klar: Bieder war gestern. In der nächsten, laufenden Etappe sanieren die Architektinnen den Altbau, und ein Erweiterungsbau aus den Siebzigern soll mehr Aussenraum Platz machen.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 10/2018 der Zeitschrift Hochparterre.

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