Am Lehrstuhl von Gramazio Kohler an der ETH Zürich schnüren Roboter Kies mit einem Faden zu Skulpturen. (Foto: Gramazio Kohler Research, ETH Zürich)

Die digitale Kluft

Eine BSA-Tagung zur digitalen Baukultur machte klar, wie gross die Diskrepanz zwischen internationalen Vorreitern und lokaler Architekturproduktion ist.

«Was ich jetzt sage, wird vielen Architekten nicht gefallen», sagte ETH-Professor Matthias Kohler vor versammeltem BSA-Publikum. «Vielleicht wird künftig ein Teil des architektonischen Prozesses auf der Ebene von Software stattfinden.» Das kreative Programmieren, wie der Architekt es nannte, müsse deshalb bereits in der Grundschule unterrichtet werden. Der Bund Schweizer Architekten hatte letzten Freitag auf das Empa-Gelände in Dübendorf geladen, um die digitale Baukultur zu diskutieren. Wie diese dereinst aussehen könnte, erforschen Gramazio & Kohler seit 2006 an der ETH Zürich. Mit verblüffenden Installationen zeigt ihr Lehrstuhl, wie sich digitale und materielle Prozesse verbinden lassen. Etwa wenn Roboter Kies mit einem Faden zu Skulpturen schnüren. Wenn Forscher Bretter nur mit Buchendübeln zu einer Installation zusammenstecken. Oder wenn der Computer Felsbrocken scannt, um damit eine Trockenmauer passgenau aufzuschichten. Die architektonische Beschäftigung mit der Digitalisierung fehle, so Kohler. «Am Ende wollen wir Architektur machen.» ###Media_2### Die digitale Grundlagenforschung ist per Definition weit weg von der Praxis, in der ganz andere Herausforderungen anstehen. Die Architektinnen beschäftigen sich weder mit Robotern noch mit künstlicher Intelligenz. Das Schlagwort heisst seit Jahren BIM, Building Information Modeling. In einer Studie untersucht die Soziologin Christina Schumacher an der FHNW, wie die Schweizer Architekturbüros damit umgehen. «Die meisten gehen unaufgeregt an das Thema heran», so Schumacher. Sie pflücken aus dem BIM-Blumenstrauss halt die Blüten oder Stängel, die ihnen am meisten nützen. Ein Grund für den langsamen Wandel liegt in der Kleinteiligkeit der Branche. 91 Prozent der Schweizer Architekturbüros beschäftigen weniger als 10 Personen. Und die Mehrheit der Aufträge liegt unter einer Millionen Franken. An der Podiu...
Die digitale Kluft

Eine BSA-Tagung zur digitalen Baukultur machte klar, wie gross die Diskrepanz zwischen internationalen Vorreitern und lokaler Architekturproduktion ist.

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