Redet so, wie er baut: Der japanische Stararchitekt Shiergu Ban. Fotos: MOSSOT via Wikimedia

Der unbeschwerte Architekt

Shigeru Ban baut gleichzeitig an der Ginza in Tokio und für Flüchtlinge in Haiti. Mit der Leichtigkeit mit der er zwischen den beiden Welten hin und her wechselt, präsentierte er gestern seine Projekte in Zürich.

Shigeru Ban rief, und alle wollten kommen. 500 Personen hatten sich für seinen Vortrag in der Schweizer Baumuster-Centrale in Zürich gemeldet. Doch der Raum bot nur Platz für 200 Auserwählte, die den Worten des ruhigen Japaners lauschten konnten. «Architekten arbeiten vor allem für Reiche», meinte Ban. «Wenn ein Desaster passiert, sind sie beschäftigt, ihre Monumente zu bauen.» Auch er entwerfe gerne Prunkvolles, gab er zu. Er versuche aber eine Balance zwischen den beiden Welten zu finden. So steht er gleichzeitig mit beiden Füssen am Boden und schwebt in den höchsten Sphären des Architekturhimmels.

Ban eilte im Schnellzugstempo durch seine Projekte. Von den zum Nomadic-Museum gestapelten Container über das Curtain Wall House bis zum Uhrenpalast an der Ginza in Tokio. Der Architekt redet so, wie er baut: einfache Bausteine, klare Richtung, kein Firlefanz. Er versucht seine Zuhörer nicht mit verklausulierten Wortgeflechten und weit hergeholten Bezügen von der Klarheit des Entwurfs abzulenken. Und manch andere Architekten präsentieren ihre Projekte mit tiefen Falten auf der Stirn. Ban hingegen ist sich auch bei ernsten Themen nicht zu schade für einen kleinen Scherz. Er zeigte seine Notzelte für Flüchtlinge vor Vitras Stararchitetkur-Kulisse. Er witzelte über Berlusconi an der Präsentation seiner temporären Musikhalle in L’Aquila. Und er stellte sein Weekend-Haus vor, für das er keine Zeit habe, und das darum so schön leer sei.

Auf dem Dach des Centre Pompidou in Paris bezog er einst sein temporäres Büro, wo er am kleinen Bruder des Museums in Metz zeichnete. «Wer uns besuchen wollte, musste ein Ticket kaufen», lachte Ban. Bei allem trockenen Humor, blieb aber auch die Kritik nicht aus. Nach dem Tsunami in Japan rüstete Ban fünfzig Notunterkünfte mit Trennwände aus. Das Geld dafür musste er selber auftreiben. Die Regierung interessierte sich nicht für sein Vorhaben. Doch einer wie Ban lässt sich nicht so schnell beirren. Auf die Grossen und Mächtigen kann er verzichten, wenn es sein muss. Mit wenig Geld Spektakuläres schaffen – darin ist er ein Meister. Baut er doch aus Kartonröhren Kathedralen.

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Kommentare

Beat Kämpfen 07.02.2012 21:16
Shigeru Ban zeigt uns Schweizer Architekten doch eindrücklich, dass Architektur dem Menschen dienen und gleichzeitig die Umwelt schonen kann. Die Leichtigkeit des Geistes drückt sich eben auch in der Leichtigkeit der Bauten aus. Ich freue mich extrem auf sein TA-Media Gebäude!
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