Der erste Vortrag des Rapperswiler Tag 18 wirkte wie eine Vitaminpille: Aufrüttelnd und motivierend. Antje Stokman von der HafenCity Universität in Hamburg zeigte darin Wege der Landschaftsarchitektur aus dem scheinbar engen Korsett der eigenen Disziplin. Sie skizzierte in ihrem Referat die Landschaftsarchitektin als Motivatorin, als politische Agitatorin, die sich selbstbewusst in die Diskussion um den öffentlichen Raum einmischt. Stokman zeichnete den Weg vom Think Tank zum Do Tank und «den Menschen als geologische Kraft». Ihre methodische Antwort auf starre Rahmenbedingungen, wenig Raum für Experimente, fehlender Wissensaustausch oder eine ideenlose Verwaltung heisst Reallabor. So nennt die Professorin für Architektur und Landschaft die temporären wissenschaftlichen Experimentierräume, die sie mit dem bis 2017 von ihr geführten Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Uni Stuttgart anstiess. Diese vernetzten unterschiedlichste Akteure – digital und real, so Stokman. Anhand des «Reallabors für nachhaltige Mobilität» konnte sie aufzeigen, wie Landschaftsarchitekten sehr wohl mit ihren Themen einen breiten öffentlichen Diskurs anstossen können. Elf Parklets, also in öffentliche Freiräume umgenutzte Parkplätze, haben in diesem Reallabor ihre Studenten zusammen mit Studierenden und Dozierenden anderer Disziplinen in Stuttgart realisiert. Das in der Süddeutschen Autostadt heftig umstrittene Projekt («Weltfremder Studenten-Schwachsinn» titelte etwa die Stuttgarter Zeitung) war aber viel mehr als Rückeroberung des Strassenraums – es war auch eine breit angelegte und sorgfältig orchestrierte Diskussionsplattform: Wem gehört der öffentliche Raum? Wer stellt die Regeln dafür auf? Wer gestaltet und bespielt ihn? Auch diese Fragen diskutierten Dozenten und Studenten anlässlich des Reallabors mit Behörden, Autofahrer oder Fussgängern. Mit Erfolg: Heute si...