Der grosse Traum vom grünen Beton

Zement hat ein CO2-Problem. Die Branche tüftelt an Wegen, die Emissionen zu senken oder CO2 im Beton zu speichern. Ein Bericht von der wichtigsten Klimafront im Bauen.

Fotos: Tom Huber

Zement hat ein CO2-Problem. Die Branche tüftelt an Wegen, die Emissionen zu senken oder CO2 im Beton zu speichern. Ein Bericht von der wichtigsten Klimafront im Bauen.

Wer Beton verteufelt, schickt unsere Zivilisation zurück in die Vergangenheit. Wer den Klimamakel von Beton nicht angeht, glaubt nicht an deren Zukunft. Kies, Wasser und ein bisschen Zement, ewig verbunden dank einem flüchtigen Abfallprodukt: CO2, Kohlenstoffdioxid. Valentin Gutknecht hält einen Schlauch in der Hand, aus dem ein starker Wind bläst. Was sich harmlos wie Luft anfühlt, ist tatsächlich das Treibhausgas CO2. Gutknecht ist Mitgründer und Geschäftsleiter des Berner Start-ups Neustark, das Beton klimaverträglicher machen will. Der Betriebsökonom schliesst den Schlauch an einen knallorangen Container an, in dem zerkleinerter Recyclingbeton lagert. Die Gesteinskörnung wird während ein bis zwei Stunden begast. Das CO2 reagiert mit den Zementresten im Beton und versteinert. So bleibt es gebunden, selbst wenn das Gebäude einmal abgerissen würde, das mit dem Granulat erstellt wird. Problem gelöst. Endgültig. «Vereinfacht gesagt kehren wir den Prozess des Zementwerks um», erklärt Monica Vogel, Geologin und Projektleiterin Ressourcen bei der Firma Kibag, die die Anlage in Regensdorf testet. Entscheidend für Portlandzement ist Klinker, der bei 1450 Grad aus Kalkstein gebrannt wird. Die chemische Reaktion setzt viel CO2 frei. In Regensdorf wird aus dem Treibhausgas wieder Kalkstein. In der Theorie ein simpler Vorgang, der wenig Infrastruktur und keine Energie benötigt, sondern sogar welche freisetzt: Das Granulat erwärmt sich leicht. Vogel vergleicht den Prozess mit den Handwärmern, die mit dem Klick eines Metallplättchens kristallisieren und dabei Wärme abgeben. Zehn Kilogramm CO2 kann Neustark so pro Kubikmeter Beton speichern, das entspricht rund fünf Prozent der Emissionen, die dieser verursacht. «Das ist nicht viel», gibt Valentin Gutknecht zu. «Aber es ist ein Anfang.» Zudem brauche der Beton etwas weniger Zement, unter anderem, weil das behandelte G...

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