Diese Woche präsentierte Chef-Kurator Hashim Sarkis sein Programm für die Architekturbiennale 2020 in Venedig. Die Besucher können sich auf etwas gefasst machen, so viel ist jetzt schon klar. Unter dem Motto «How will we live together?» zündet der libanesische Architekt mit Büros in Boston und Beirut ein kuratorisches Feuerwerk, das die Grenzen der Architektur an allen Ecken und Enden sprengt. Das «together» bezieht Sarkis vom Individuum bis zur Weltgemeinschaft, die nötig ist, um die aktuellen politischen, ökonomischen und ökologischen Krisen zu bewältigen. Die eingeladenen Architektinnen rief der Kurator deshalb explizit dazu auf, über ihre Disziplin hinaus mit Künstlerinnen, Handwerkern, Politikerinnen, Journalisten, Sozialforscherinnen oder Bürgern zusammenzuspannen. Gleichzeitig will Sarkis die Kerngebiete der Architektur – das Material, den Raum, die Baukultur – nicht ausser Acht lassen. Das fragende Motto sei ebenso sozial und politisch wie räumlich zu verstehen, so der Kurator. Man darf gespannt sein, ob dieser Spagat zwischen Software und Hardware gelingt wird. Sarkis teilt seine Hauptschau in fünf Massstäbe ein, vom menschlichen Körper über den Haushalt bis zur Gemeinschaft und weiter in den politischen Raum bis zum globalen Miteinander. Rekordverdächtige 114 Büros und Ateliers aus 46 Ländern sind dran beteiligt – mit ebenso vielen Frauen wie Männern, wie der Kurator betont. Die grossen Namen und internationalen Architekturbüros, die viel bauen, sucht man in der Liste abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen vergeblich. Stattdessen trifft man auf aktivistische Gruppierungen und künstlerische Kollektive wie Forensic Oceanography, Decolonizing Architecture Art Residency oder Office of Experiments. Es fragt sich, wie viel gebaute Architektur in Venedig überhaupt zu sehen sein wird. Manche der Ateliers hätten auch an der Kunstbiennale ausstellen ...