Das RhB-Krokodil signalisiert: Das alte Zeughaus in Bergün ist jetzt ein Bahnmuseum. Fotos: Martin Stollenwerk

Das Gedächtnis der RhB

Für Bahnreisende ist das lange Gebäude gleich beim Bahnhof Bergün unübersehbar. Es war ein Zeughaus bis es 2003 irgendeine Armeereform wegrationalisiert hat. Was tun in dieser Brache? Vergangenen Juni wurde nach Jahren der Geldsuche das Bahnmuseum Albula eröffnet.

Für Bahnreisende ist das lange Gebäude gleich beim Bahnhof Bergün unübersehbar. Es war ein Zeughaus, zwischen 1917 und 1919 gebaut, bis es 2003 irgendeine Armeereform wegrationalisiert hat. Was tun in dieser Brache? Ein Bahnmuseum einrichten, fand ein Grüppchen Bahnbegeisterter und schrieb einen Wettbewerb aus, den Ruch & Partner aus St. Moritz zusammen mit ihren Zürcher Kollegen Kaschka Knapkiewicz und Axel Fickert gewannen. Sie stellten zum stillgelegten Zeughaus einen Neubau, der als Remise für historische Fahrzeuge dienen sollte. Formal lehnte sich ihr Entwurf an die traditionelle Bauweise von Bahnschuppen an.
Das war im Dezember 2003. Vergangenen Juni nun wurde nach Jahren der Geldsuche das Bahnmuseum Albula eröffnet — ohne Neubau. Dafür steht vor dem alten Gebäude eine rostbraune Krokodil-Lokomotive, in der man mit originalen Schaltern und Hebeln hantieren und dabei via Bildschirm durch das Albulatal ruckeln kann. Alles andere findet im alten Zeughaus statt, wo sich neu auch ein Dienstleistungszentrum der Rhätischen Bahn (RhB) befindet. Der Rest des Raums gehört dem Museum.
Das Untergeschoss ist Werkstatt und Lager und enthält Objekte aus dem Rollmaterial, vom Gleisbau und bis hin zur Kommunikationstechnik. Ein Teil des Parterres ist für Sonderschauen reserviert, gleich nebenan entsteht eine RhB «en miniature». Bernhard Tarnutzer aus Samedan baut dort in seiner offenen Werkstatt die Albulalinie im Massstab 1:45 nach, mit Gebäuden aus den 1950 er- und 1960 er-Jahren.
Das Herzstück des Museums liegt im ersten Stock, wo Pius Tschumi von der Zürcher Firma Kunstumsetzung auf 1300 Quadratmetern unterschiedlich zugeschnittene Spanplatten zu Reliefs geschichtet hat. Durch dieses «Gebirge» schickt er die Besucherin auf einen üppigen wie erhellenden Rundgang durch die Technik-, Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Rhätischen Bahn. Originalobjekte, Fotos, Texttafeln und Videoanimationen liefern Erklärungen. In die Reliefs eingebaut sind auch Bildschirme. Dort erfährt der Besucher Geschichten von Zeitzeugen oder er sieht historische Kurzfilme bis hin zu jenem spektakulären aus dem Jahr 1937, als RhB-Mitarbeiter mit Ski einen Hang befahren, um eine Lawine auszulösen — mit Erfolg.

Bahnmuseum Albula, Bergün GR, 2012

– Bauherrschaft: Stiftung Bahnmuseum Albula
– Architektur: Ruch & Partner, St. Moritz, Kaschka Knapkiewicz und Axel Fickert, Zürich
– Szenografie: Pius Tschumi, Kunstumsetzung, Zürich
– Kosten (BKP 1–9): CHF 7 Mio.

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