Der Titel von Anna Heringers Installation: ‹THIS IS NOT A SHIRT. It`s a playground› Fotos: Stefano Mori

Biennale Countdown 1: Anna Heringer

Die Deutsche Architektin Anna Heringer ist an der Biennale keine Unbekannte mehr. Letztes Mal hatte sie neben einem Auftritt im Salon Suisse einen Beitrag in der Hauptausstellung: Zusammen mit Martin Rauch baute sie ein begehbares Lehm-Ei in den Zentralpavillon. Diesmal zeigt sie – Kleider.

Anna Heringer, was werden Sie an der Biennale zeigen? Man gestaltet nicht nur als Architektin oder Stadtplaner Räume, sondern jeder Mensch beeinflusst permanent Räume. Oft sind die so weit weg, dass man es gar nicht bemerkt. In meiner Installation sieht man, wie sich die klassische Made-in-Bangladesh-Kleidung am Ort ihrer Produktion auswirkt. Vor allem aber möchte ich eine Alternative zeigen. ‹Didi Textiles› baut auf der unglaublich schönen, bengalischen Textilkunst auf und ermöglicht den Menschen weiterhin in ihren Dörfern zu leben. Was hat das mit dem Thema der Biennale ‚Freespace‘ zu tun? Eine Familie, die in den Dörfern in Bangladesh lebt, kann sich selbst ein Haus aus dem Lehm bauen, der überall frei verfügbar ist. Die Kinder haben das ganze Dorf als Abendteuer-Spielplatz und gratis Kita. Die Grosseltern finden ihren Platz unter einem Baum, um zu Ratschen und die Kuh zu hüten. Die Frauen fühlen sich in ihrem sozialen Netzwerk aufgehoben und können sich frei bewegen. Der Hausgarten versorgt alle mit Gemüse, Ziegen und Hühner wuseln überall herum. Das ist für mich ein hoher Grad an Freiheit und Unabhängigkeit: free space. Warum widmet sich eine Architektin der Produktion von Kleidern, statt von Häusern? Wenn Menschen ihre schönen und nachhaltigen Dörfer verlassen müssen, weil Arbeitsplätze nicht dort, sondern in den Grossstädten zu finden sind, dann hat das viel mit gebauten Raum und Siedlungsstrukturen zu tun. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich da mit meinen ‚Werkzeug Architektur‘ an meine Grenzen stosse und das man das Problem an der Wurzel angehen muss. Hier: ein Produkt entwickeln, das völlig dezentral mit einfachsten Mitteln in den Dörfern hergestellt werden kann und unabhängig von Modesaisonen ist. Das ermöglicht das Free-Space-Potenzial in den Dörfern weiter zu nutzen anstatt in den Arbeitersiedlungen unter harten Bedingungen zu leb...
Biennale Countdown 1: Anna Heringer

Die Deutsche Architektin Anna Heringer ist an der Biennale keine Unbekannte mehr. Letztes Mal hatte sie neben einem Auftritt im Salon Suisse einen Beitrag in der Hauptausstellung: Zusammen mit Martin Rauch baute sie ein begehbares Lehm-Ei in den Zentralpavillon. Diesmal zeigt sie – Kleider.

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