Den «vielleicht bedeutendsten Bau dieses Jahres in der Schweiz» stellt Werk, Bauen + Wohnen im Novemberheft vor.

Bedeutendst oder gestrig?

Werk, Bauen + Wohnen feiert den SRF-Neubau von Penzel Valier als architektonische Krönung des Jahres. Nach welchen Prämissen? Der muskulöse Kraftakt ist cool. Aber er ist das Gegenteil eines Vorbilds.

 

Es sei der «vielleicht bedeutendste Bau dieses Jahres in der Schweiz», schreibt Redaktor Tibor Joanelly im Novemberheft von Werk, Bauen + Wohnen über das News- und Sportcenter des SRF in Zürich-Leutschenbach. Echt jetzt? Solche Superlative liest man im BSA-Hausblatt selten bis nie. Auch wenn das «vielleicht» die beherzte Aussage wieder etwas zurücknimmt – die Latte liegt. Der SRF-Bau ist bedeutend wie kein anderer in diesem Jahr und in diesem Land (Ausser, so schreibt Joanelly, der Felchlin-Hauptsitz von Meili, Peter). «Ihm in seiner Gesamtheit gerecht zu werden, übersteigt die Möglichkeiten eines einzelnen Beitrags». Ein Kniefall in Textform. Zugegeben: Das News- und Sportcenter beeindruckt. Es ist, wie wir das von seinen Schöpfern Christian Penzel und Martin Valier gewohnt sind, ein Verschmelzen von Materie und Schwerkraft. Hier haben tatsächlich Bauingenieur und Architekt zusammengewirkt, es ist der berühmte Schweizer ‹Dialog der Konstrukteure›, das kann selbst der beurteilen, der, wie ich, das Gebäude nur von Fotos und Plänen kennt. Der Bau ist sexy. Und doch: Es als den bedeutendsten Bau des Jahres zu bezeichnen, ist antiquiert, unzeitgemäss, gestrig. Warum? Ich lese von riesigen Betonträgern, von Stahlblechen beachtlicher Stärke, von schwebenden Betonbalken, von «gewaltigen Stützen, die eigentlich mit Beton ummantelte Hochkomplexe Stahlgebilde sind». Ich sehe diese Krankonstruktion im Foto, sehe sie als Axonometrie, sehe die daran hängenden Träger in der Fassade, die Kassettendecken, alles muskulös, alles aus Beton oder Stahl. Beiläufig erfahre ich auch, dass kleine Bulldozer die Tiefgarage vorab als «eigentliches Tiefbau-Kabinettstück» unter Tage gebuddelt haben. Und ich bekomme das Gebäude als «maximal flexible Struktur» erklärt, um eine Spalte später zu lesen, dass «alle Elemente so stark integriert und aufeinander abgestimmt erscheinen...
Bedeutendst oder gestrig?

Werk, Bauen + Wohnen feiert den SRF-Neubau von Penzel Valier als architektonische Krönung des Jahres. Nach welchen Prämissen? Der muskulöse Kraftakt ist cool. Aber er ist das Gegenteil eines Vorbilds.

 

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