Der schlichte Baukörper spart Material und Arbeitsaufwand. Fotos: zVg

Auf nach Afrika

Studenten der ZHAW projektieren und bauen einen Kindergarten in Südafrika. Nach der Planung in Winterthur legen sie im Sommer in der Nähe von Johannesburg selber Hand an.

«Im Moment sind wir gelassen, aber die Aufregung kommt bestimmt noch», sagt Désirée Flury. Die Masterstudentin steht in der Halle 180 der ZHAW in Winterthur. Anfangs Juli verlässt sie die behütete Lernumgebung und fliegt mit elf weiteren ZHAW-Studenten nach Südafrika. Dann gilt es ernst. Für das ITHUBA Skills College südöstlich von Johannesburg bauen die angehenden Architekten einen Kindergarten. Ehemalige Schüler des College helfen ihnen dabei. Auf dem Campus haben bereits andere Hochschulen aus Europa Projekte realisiert. ITHUBA – zu Deutsch Möglichkeit – soll ein Ort sein, an dem sich junge Europäer und Afrikaner treffen, um gemeinsam zu bauen.

Im Herbstsemester haben die Studenten aus elf Entwürfen das beste Projekt ausgewählt, das nun umgesetzt wird. «Wir haben abgestimmt», erklärt Flury. Auch andere Entscheidungen fällt die Gruppe auf demokratischem Weg. Um Kosten zu sparen, setzt der Bau auf einfache Materialien und Konstruktionen. Der Kindergarten ist als Raum im Raum mit zwei Klimazonen konzipiert. Die Stahlstruktur ist aussen mit lichtdurchlässigen Wellplatten beplankt, die sich zur Seite schieben lassen. Dahinter befinden sich Küche, Toiletten und Lager. Der innere Teil ist als ortsüblicher Strohlehmbau konstruiert und beherbergt den Unterrichtsraum. Zurzeit debattieren die Studenten, ob er in Backstein ausgeführt werden soll. Ein Material, das sich schneller verarbeiten lässt, aber teurer ist und nicht lokal produziert wird.

«Die Ressourcen und das Fachwissen vor Ort haben den Entwurf bestimmt», sagt Dozent Stefan Zopp. Neben der räumlichen Qualität stand immer auch die Frage im Raum: Ist dieses Material verfügbar, dieses Detail finanzierbar? Da die Studenten das Haus selber bauen, mussten sie sich aber auch immer wieder fragen: Trauen wir uns das zu? Vor der Abreise wollen sie darum noch lernen, wie man Metall schweisst. Das Projekt ist eine einmalige Chance für die künftigen Architekten. Sie müssen ihren Entwurf bis zur letzten Schraube durchdenken. Keine Entscheidung ist aus der Luft gegriffen. Eine Erfahrung, die man gewöhnlich erst nach dem Studium macht.

Die Studenten betreuen das Projekt vom Gestaltungsplan über die Konstruktionsplanung und bis zum Bauen vor Ort. Sogar die Möbel entwerfen und fertigen sie selber. Auch um das Sponsoring kümmern sie sich. Erste Zusagen haben sie erhalten, noch ist die Finanzierung des Projektes aber nicht gesichert. Mit dem Bau lassen sich die Studenten auf ein Abenteuer ein. Nach zehn Wochen Bauzeit wollen sie ein schlüsselfertiges Gebäude abliefern. «Einige Details bauen wir zum Test 1:1 im Voraus», sagt Flury. Dennoch: Vor Ort werden sie wohl manches pragmatisch entscheiden. Auch das ist eine Erfahrung, die auf die Realität des Bauens vorbereitet – nicht nur in Südafrika.

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