Audienz bei Sir David – Chipperfield wickelt Architekten ein

Der britische Architekt kam ins Kunsthaus, stellte sein Erweiterungs-Projekt den hiesigen Architekten vor und siegte.

«Hello Raphael.» «Hi David. Was gibt's?» «Ich brauche einen Tipp: Wie bring' ich mein Museum in Zürich durch?» «Ganz einfach: Hol die Architekten auf deine Seite, David!»

So oder ähnlich mag ein Telefongespräch zwischen David Chipperfield und Raphael Moneo abgelaufen sein. Vielleicht auch nicht und die Einsicht, man müsse die Zürcher Architektenschaft für die Sache gewinnen und dieselbe sei gelaufen, kam Stadt oder Kunsthaus. Die luden am Freitagabend BSA und SIA zu einer persönlichen Präsentation des britischen Architekten. Und alle kamen, Chipperfield mit Gattin und seiner frisch verliehenen Goldmedaille des RIBA und auch rund 400 Schweizer Kollegen ins Auditorium unterm Bührlebau, wo schon vor rund zwei Jahren das siegreiche Wettbewerbsprojekt vorgestellt wurde.

Und sie wurden hofiert: Stadtpräsidentin Corine Mauch begrüsste, Stadtrat André Odermatt sogar persönlich die Obmänner von BSA und SIA und gab ihnen mit auf den Weg, was er von ihnen erwarte: sie sollen sich eine Meinung bilden und in den politischen Prozess einbringen. Doch zunächst Sir David: Seine aristokratische nachdenkliche Art nahm die Schweizer Architektenherzen in der Ruhe des Sturms – auch mit Sätzen wie «Die Konstruktion ist Teil der Identität.» Es folgte anderthalb kurzweilige Stunden, drei gebaute Kunstmuseen und eine Galerie, plus die ausführliche Vorstellung der Zürcher Erweiterung, dieses «palazzolike volume».

Neues? Nicht wirklich. Stattdessen Bekräftigung, Vertiefung des Bekannten: Der Platz sei gut so, der Palazzo stünde genau richtig; die Pilaster aus Bollinger Sandstein dienen zur Beruhigung der funktional verstreuten Fenster (und in der Nacht?). Auch die Aussage, Konzessionen seien Teil der Architektur und künstlerische Sturheit führe nicht zum reichsten Werk (Herr Zumthor!). Nach dem Zürcherischen seines Entwurfs gefragt: «Ein ruhiges Gebäude, kein Feuerwerk. Das ist, was Zürich möchte. Es ist nicht Barcelona, es ist ein Zürich-Gebäude.» Applaus. Wein, reicher Apéro. Lokale Architekten an Bord. Danke, Raphael!

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