Abschied von billigen Rohstoffen

Überhitzte Holzpreise und Lieferengpässe sorgten erst für Aufregung – dann für einen Boom: In der Schweizer Baubranche steigt die Nachfrage nach einheimischem Holz.

Fotos: Zoë Miserez (Illustration)

Überhitzte Holzpreise und Lieferengpässe sorgten erst für Aufregung – dann für einen Boom: In der Schweizer Baubranche steigt die Nachfrage nach einheimischem Holz.

Im Frühling schrillten die Alarmglocken. Es hiess, die USA und China würden den globalen Holzmarkt leer kaufen. Tatsächlich importierte China allein aus Deutschland von Januar bis Mai 2021 fünf Millionen Kubikmeter Holz, was einer Steigerung um 125 Prozent gegenüber dem gesamten Vorjahr entspricht. Europäische Lieferanten verschifften ihr Holz in grossem Stil in die USA, wo es Höchstpreise erzielte. Diese Verschiebungen der globalen Holzhandelsströme hatten direkte Folgen für die hiesige Bauwirtschaft, die mittlerweile rund 70 Prozent ihres Holzbedarfs importiert – Tendenz steigend. Mangels Materialnachschub kam es zu Bauverzögerungen. Die Preiskurve für Holzimporte zeigte steil nach oben, manche Halbfertigprodukte kosteten zeitweise viermal so viel wie im Vorjahr. Schwierige Zeiten also für Planerinnen, Handwerker und Bauherrschaften. Eine Chance für die Schweizer Holzwirtschaft «Im Moment gebärdet sich der Holzmarkt äusserst dynamisch und wird von vielen Faktoren beeinflusst», kommentiert Michael Gautschi die Situation. Er ist Direktor von Holzindustrie Schweiz, dem Verband der Schweizer Säge- und Holzindustrie. «Wir sind in den globalen Markt eingebunden und in der Schweiz bloss Zuschauer der grossen Umwälzungen.» Allerdings wirkt sich das grosse Weltspektakel auf die Zuschauer hierzulande aus: Die überhitzten Preise und die Lieferengpässe auf dem globalen Markt haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Schweizer Holz, das früher mit den günstigen importierten Holzplatten und Halbfabrikaten preislich nicht mithalten konnte, in die Höhe geschnellt ist. Plötzlich ist man konkurrenzfähiger, was Architekten wie Søren Linhart freut. Er arbeitet für seine Holzbauten seit Jahren mit lokalen Produzenten zusammen, deren Wertschöpfungskette auf Rohstoffen aus der Region basiert. «Wir verwenden vor allem Massivholz ohne Dämmung – viel sekundäres Holz au...

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