1:1 im Architekturbüro!
Die Lohnerhebung 2013 des SIA zeigt: Architektinnen verdienen markant weniger als Architekten. So beträgt der durchschnittliche Gesamtlohn in Architekturbüros, erfasst über alle Funktionsstufen hinweg, für einen Mann 102'000 Franken brutto. Eine Frau dagegen verdient nur 80'000 Franken oder 22 Prozent weniger. Das ist ungerecht. Der SIA und die Büros sind gefordert, diese Ungerechtigkeit endlich zu korrigieren. Zum Beispiel, indem der SIA nur noch Mitglieder aufnimmt, die die Lohngleichheit in ihrem Büro nachweisen.
Dieses Jahr erfragte der SIA in seiner regelmässig durchgeführten Lohnerhebung die Löhne erstmals geschlechtergetrennt. Das Ergebnis ernüchtert: Architektinnen verdienen markant weniger als Architekten. So beträgt der durchschnittliche Gesamtlohn in Architekturbüros, erfasst über alle Funktionsstufen hinweg, für einen Mann 102'000 Franken brutto. Eine Frau dagegen verdient nur 80'000 Franken oder 22 Prozent weniger.
Ein Teil des hohen Unterschieds lässt sich erklären durch indirekte Faktoren wie Funktion, Fachbereiche, Dienstalter. Doch es bleibt ein Lohnunterschied, der nicht nachvollziehbar ist – eine direkte Lohndiskriminerung. Frauen verdienen selbst dann weniger, wenn etwa ihre Untervertretung im Kader rechnerisch eliminiert wird. In Zahlen: 8 Prozent weniger, 500 Franken im Monat, 6000 Franken im Jahr. Auch die Bauingenieurinnen trifft es: Sie verdienen 4 Prozent weniger als ihre Kollegen.
In der Schweizer Privatwirtschaft beträgt der durchschnittliche Unterschied bei den Gesamtlöhnen 23,6 Prozent. Nach Abzug der erklärbaren Unterschiede bleiben 8,9 Prozent. Ziemlich genau die Werte der Architekturbüros. Die Architektur hebt sich beim Thema Lohngleichheit also nicht vom Gemüsehändler oder der Autogarage ab. Das passt schlecht zu einer Branche, die sich gern als progressiv und sozial liberal sieht und darstellt. Es passt auch schlecht zum ständig und überall bemühten Bekenntnis, Architektur sei geschlechtsneutral, es spiele keine Rolle, ob eine Frau oder ein Mann entwerfe.
Die Fakten hat der SIA nun auf den Tisch gebracht und schreibt dazu: «Es bleibt Optimierungspotenzial». Das tönt zu zaghaft. Denn die Situation stinkt zum Himmel. Der SIA muss dringend darauf hinarbeiten, dass seine Mitglieder diese Ungerechtigkeit korrigieren. Er soll in seine Statuten aufnehmen: Wer Mitglied werden will, muss die Lohngleichheit in seinem Büro nachweisen. Und der SIA muss selbst mit gutem Beispiel voran gehen: Im SIA-Vorstand beträgt der Frauenanteil schwache 11,1 Prozent, in der Geschäftsleitung 0 Prozent.
Wollen sich Architekturbüros weiter zur Avantgarde der Gesellschaft zählen, dann ist es höchste Zeit: 1:1 in den Architekturbüros, Lohngleichheit für Architektinnen!
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