Zahlreiche Kehrichtverbrennungsanlagen sollen in den nächsten Jahren durch Neubauten ersetzt werden. Ist der Abriss der ikonischen Bauten gerechtfertigt?
Baukultur zum Wegwerfen
Zahlreiche Kehrichtverbrennungsanlagen sollen in den nächsten Jahren durch Neubauten ersetzt werden. Ist der Abriss der ikonischen Bauten gerechtfertigt?
Fotos: Till Forrer
Am Rand von Städten und Dörfern ragen sie empor: Gebäude gewordene Maschinen, höher als Kirchtürme. Sie befreien uns von den Sünden des Konsums, verwandeln unsere Abfallberge in Rauch und Asche. Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) sind nicht nur ein notwendiges Übel, sondern gehören zu den wichtigsten Profanbauten unserer Zeit. Die Schweiz zählt mit mehr als 700 Kilogramm Abfall jährlich zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Abfallaufkommen. Die Kehrichtverbrennung sorgt dafür, dass diese enormen Mengen nicht Landschaft und Gewässer verschandeln. Zehn der insgesamt 29 Kehrichtverbrennungsanlagen in der Schweiz erreichen bald das Ende ihrer 40-jährigen Laufzeit. Doch anstatt lediglich die technischen Apparate zu erneuern und die bestehende Gebäudesubstanz zu bewahren, setzen die meisten Kehrichtgemeindeverbände auf Ersatzneubauten. Die Argumente dafür sind die üblichen: reduzierte Komplexität im Bau, effizientere Abläufe im Betrieb und eine höhere Flexibilität für zukünftige Entwicklungen, die insgesamt zu niedrigeren Kosten führen sollten. ###Media_2###
Die KVA Weinfelden ist eine der Anlagen, die bald ersetzt wird. 1996 in Betrieb genommen, zeichnet sich das von Antoniol + Huber entworfene Bauwerk durch seine bildstarke, weit in die Landschaft ausstrahlende Architektur aus. Bis 2030 wird direkt daneben ein Neubau mit der eineinhalbfachen Verbrennungskapazität errichtet: Zukünftig werden in Weinfelden pro Jahr 224'000 Tonnen Abfall verarbeitet. Auf die Inbetriebnahme des Neubaus soll der Abbruch der bestehenden Anlage folgen – eine Entscheidung, die von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet geblieben ist. Dabei wäre der Abriss für den Betrieb der neuen Anlage gar nicht erforderlich. Angesichts des baukulturellen Werts des Gebäudes, aber auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist die Entscheidung daher umso kritischer zu hinterfragen. Noch ist Zeit: D...
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