Patrick Savolainens Roman ‹Farantheiner›: Der Leineneinband erzählt eine zusätzliche Geschichte. Foto: Maurice Haas / BAK

Zerlegt und erinnert

Ein Literaturpreisträger, der als Grafiker auch gleich die Schrift seines Werks gestaltet hat – seine Arbeit zeigt, wie der gebundene Roman dem elektronischen standhält.

«Belle riskiert es! Binnen dreissig Tagen muss sie heiraten, sonst verfällt ihr Erbe. Zum Glück ist der auffallend gut aussehende Cowboy Cade McBride bereit, das Spiel zum Schein mitzuspielen. Allerdings unter einer Bedingung: Er fordert von Belle eine Nacht. Ohne jedes Tabu.»   So lautet der Klappentext des Groschenromans ‹Für eine Nacht ohne Tabus› von Sandy Steen, die Patrick Savolainen als Vorlage für seinen ersten Roman nutzte. Doch aus Cade McBride macht er ein geschlechtsneutrales ‹Kat›, aus Belle wird ‹Isabelle›, und der mexikanische Farentino heisst eingedeutscht ‹Farantheiner›. Mit dem Namen dieser Figur betitelt er sein Debüt, für das ihn das Bundesamt für Kultur (BAK) dieses Jahr mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet hat. Nun ist Savolainen nicht nur Schriftsteller, sondern auch Grafiker siehe Hochparterre 4 / 19. Beide Disziplinen hat er an der Berner Hochschule der Künste studiert: Grafikdesign in Bern und parallel dazu Literarisches Schreiben in Biel. Zeitgemässer Biedermeier-Stil Wie layoutet ein Schriftsteller, wie schreibt ein Grafiker? Ein Blick auf das Buch zeigt entlang drei Punkten, wieso dieses disziplinenübergreifende Arbeiten überzeugt. Das Buch ist in Leinen geschlagen, Titel und Autor prangen schwarz, in kapitalen Bleisatz-Lettern auf rosafarbenem Grund. Dazwischen gefügt sind drei Illustrationen, die eine abstrakte Steppe zeigen. «Mit jedem Schritt falle ich. Mit jedem Schritt stehe ich. Mit jedem Schritt gehe ich an mir vorbei», lautet der Klappentext, der mit der billigen Vorlage nichts mehr gemein hat. Groschenromane stehen seit jeher für schnell hingeworfene, literarisch anspruchslose Geschichten. Die stereotypen Figuren sind vorgegeben, die Genres klar umrissen: Liebe, Krimi, Abenteuer. Diese austauschbaren Hefte und ihre berechenbaren Handlungen werden gerne persifliert – Schriftstellerinnen versuchen s...
Zerlegt und erinnert

Ein Literaturpreisträger, der als Grafiker auch gleich die Schrift seines Werks gestaltet hat – seine Arbeit zeigt, wie der gebundene Roman dem elektronischen standhält.

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