Vittorio Magnago Lampugnani. Bedeutsame Belanglosigkeiten. Wagenbach Verlag, 2019.

Grossartiger Kleinkram

Vittorio Magnago Lampugnani schrieb eine Geschichte über die kleinen Dinge der grossen Städte: Kioske und Telefonzellen, Laternen und Poller, Bürgersteige und Gullideckel. Das Buch ist so schön wie lehrreich.

Über zwanzig Jahre lang war Vittorio Magnago Lampugnani Professor für Stadtbaugeschichte an der Zürcher ETH. In dieser Zeit schrieb er epochale Werke, darunter eine dreibändige Anthologie mit über 1'200 Seiten, ein zweibändiges Werk über die Stadt des 20. Jahrhunderts mit über 900 Seiten und einige grossformatige Bildungsschinken mehr. Strassen, Plätze, Monumente - dies war der Massstab seiner Arbeit. Seit 2018 füllt er nun eine Kolumne im Magazin des Tages-Anzeiger über all die kleinen Dinge, die die grossen Städte – nebst ihrer architektonischen Grammatik – erkennbar machen. Der soeben im Wagenbach erschienene Band ‹Bedeutsame Belanglosigkeiten: Kleine Objekte im Stadtraum› versammelt die Früchte dieser «recherche sentimentale». Auf knapp zweihundert Seiten und in handlichem Format ordnet Lampugnani die kleinen Dinge in Mikroarchitekturen wie Haltestellen und Kioske, in Objekte wie Brunnen und Poller, und in Elemente wie Bürgersteige oder Gullideckel. Nun könnte man darüber streiten, ob Poller nicht eher Elemente als Objekte seien oder Schaufenster überhaupt in die Reihe gehörten. Doch der Autor schreibt selbst in der Einleitung, er habe sich vor allem leiten lassen von seiner Neugierde und der «Lust, die entsprechenden Mikrogeschichten zu erzählen». Diese liest man gerne. Akademisch präzis, aber geradlinig erzählt Lampugnani, wie die kleinen Dinge in die Welt kamen, und zeigt ihre Bedeutung in Film und Literatur auf. Dabei erfährt die Leserin viel Interessantes. Wussten Sie, dass sich in Paris angesichts der Flut von Kiosken für Blumen, Souvenirs, Getränke und mehr eine Bürgervereinigung zur «Verteidigung des Trottoirs» bildete? Wussten Sie, wie komfortabel und nobel Fernsprechhäuser ware, bevor sie zu Telefon-«Zellen» wurden? Dass ausgediente Schiffskanonen als frühe Poller dienten, eher Häuser als Menschen schützend? Dass modernste Abf...
Grossartiger Kleinkram

Vittorio Magnago Lampugnani schrieb eine Geschichte über die kleinen Dinge der grossen Städte: Kioske und Telefonzellen, Laternen und Poller, Bürgersteige und Gullideckel. Das Buch ist so schön wie lehrreich.

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