Der Vergleich: Citroën ID 19 und DS 23. Foto: Heinz Unger, Zürich

Göttliche Form

Die DS gilt längst als Ikone. Architekt Christian Sumi widmet ihr eine Studie, die ihre Form erklärt – und bedient sich dabei bei Rudolf Arnheims Gestaltpsychologie.

Die Wortmarke DS führt vom Massenprodukt direkt zur Ikone. Als Citroën 1955 die «Voitures à Grande Diffusions», abgekürzt «les Ds», endlich lancierte, wollte der Konzern damit die ganz grosse Masse erreichen. Es brauchte die Analyse von Roland Barthes, die aus dem speziell geschnittenen Blech und der gefederten Bequemlichkeit eine Ausserirdische, eine «Déesse» machte und diese Zuschreibung im allgemeinen Bewusstsein verankerte. Dabei benannte er auch die Widersprüche, die sich wie ein Nichts im Konsumversprechen auflösten: Die Déesse, eine Unerreichbare, die rasch populär wird. Ein Auto, in dem man dahingleitet, als hätte es keine Räder, weil es jede Unebenheit der Strasse hydraulisch ausradiert. Der Inbegriff französischer Eleganz, gestaltet von einem Italiener, dem talentierten Flaminio Bertoni. ###Media_6### Von der Form zur Gestalt Alles eine Frage der Form, meint Architekt Christian Sumi, der sich schon lange mit der DS auseinandersetzt. Denn Form sei die sichtbare Gestalt des Inhalts, zitiert er Ben Shahn nach Rudolf Arnheim und bezieht sich für seine Studie, der er fragmentarischen Charakter bescheidet, auf dessen Gestaltpsychologie. Die Übungsanlage ist klassisch: Sumi vergleicht Seite, Front und Rückseite zweier Modelle. Die Objekte der Begierde sind einerseits ein blauer Citroën ID 19 von 1959, ein Exemplar des Einsteigermodells also, das ab 1957 auf den Markt kam: Einfacher ausgestattet und mit etwas weniger Motorleistung, in der Karrosserie aber identisch wie die DS von 1955. Anderseits eine rote DS 23 aus dem Jahr 1973, die der Modellreihe ab 1967 entspricht. Den blauen ID 19 schenkte der Autor ans Verkehrshaus der Schweiz, die rote DS 23 ging ans MoMA New York. Ebendort hätte auch die Buchvernissage stattfinden sollen; wegen Corona wurde sie nun ins Möbelhaus H100 in Zürich verlegt. ###Media_3###Grundlage für die Studie bieten Aufnahmen von Hein...
Göttliche Form

Die DS gilt längst als Ikone. Architekt Christian Sumi widmet ihr eine Studie, die ihre Form erklärt – und bedient sich dabei bei Rudolf Arnheims Gestaltpsychologie.

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