Es wird im Buch viel gestorben und meistens gewaltsam. Klassenbewusstsein gibt es auch, denn der Held hat etwas gegen die Pfaffen und den Adel, schreibt Benedikt Loderer in seiner Rezension.

Fritz von Schernelz

Loderer hat einen Roman gelesen. Das Buch erzählt den Lebensbogen des Kleinadeligen Fritz von Schernelz. Der Autor malt ein Sittegemälde, das von Blut, Tränen und Sperma trieft, schreibt der Stadtwanderer.

Es ist Krieg in Frankreich. Dieser sollte 100 Jahre dauern. Darin bringt der Kleinadelige Fritz von Schernelz einen kurvenreichen Lebensbogen hinter sich. Als Frédéric de Cergnaux ist er Klosteschüler, Knappe, Abenteurer, Kindsvater, Eheflüchtling, Volksheld, Feigling, Zauberer, kurz alle Berufe und Berufungen, die der Schelmenroman bereithält. Ein Kraftstoff treibt ihn an: Das Vögeln. Dazu hat er noch zwei Grundtexte das Dekameron und den Roman da la Rose, ein Modebuch des 14. Jahrhunderts. Daraus schöpft er, ohne sie gelesen zu haben viel Weisheit und Redekunst. Der Erfinder der wilden Geschichte, Heinz Stalder, hat seine Hausaufgaben gemacht und malt mit breitem Pinsel und grellen Farben ein Sittegemälde, das von Blut, Tränen und Sperma trieft. Es wird viel gestorben und meistens gewaltsam. Klassenbewusstsein gibt es auch, denn Frédéric hat etwas gegen die Pfaffen und den Adel. Die Bauern allerdings sind dreckig und Dreckskerle. Überhaupt richtig gute, reine, anständige Menschen gibt’s keine. Frédéric de Cergnaux treibt sich umher und wird getrieben, von Feinden und vom Begehren. Doch nichts ist stärker als sein Überlebenswille. Schelmenroman heisst, der Held hangelt sich von unglaublicher Episode zu wunderbarer Begebenheit. Trotz strotzender Fülle und hageldichter Überraschung wirkt das mühsam auf die Dauer. Doch am Schluss, da hat Fritz von Schernelz endlich ein Ziel. Was Petrarca am Mont Ventoux recht war, ist ihm am Pilatus billig. Da muss er hinauf, den Bannfluch zu brechen, der ja nichts als eine Erfindung des Adels und der Priester ist, das Volk zu schrecken und nieder zu halten. Dort stirbt er vom Blitz erschlagen. Der Leser merkt: Frédéric ist einer der Erfinder der Renaissance. Begleitet wird Frédéric von seinem alter ego Fritz, der ihm bodenständige Ratschläge einflüstert, doch Ratschläge sind auch Schläge. Ein Unterhaltungsroman mit kultu...
Fritz von Schernelz

Loderer hat einen Roman gelesen. Das Buch erzählt den Lebensbogen des Kleinadeligen Fritz von Schernelz. Der Autor malt ein Sittegemälde, das von Blut, Tränen und Sperma trieft, schreibt der Stadtwanderer.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.