Der Autor Lukas Gruntz will in «Les traits de Bofill à Paris» dem Verhältnis von Architektur und Identität nachgehen. In seinem Büchlein dokumentiert und kommentiert der Basler Architekt und Architekturjournalist die drei Überbauungen «Arcades du Lac», «Espaces d’Abraxas» und «Echelles du Baroque», die der Architekt Ricardo Bofill im Rahmen des grossen Stadterweiterungsprojekts «Nouvelles Villes» ab den 1970er-Jahren rund um Paris bauen konnte. Der Autor lässt die philosophische Dimension der Frage explizit aus. Trotzdem formuliert er in der Einleitung eine philosophische These: Architektur hat einen Einfluss auf die menschliche Identität, so der Autor. Doch er konzentriere sich «auf den räumlich-architektonischen Aspekt», wie er ein paar Zeilen weiter unten schreibt.  Hauptteil des Büchleins ist deshalb nicht ein tiefschürfender Essays, sondern eine Dokumentation und Analyse in Text, Plan und Foto der drei Überbauungen. Der Komposition der Aussenräumen und ihren Dimensionen schenkt er mit speziell für die Publikation gezeichneten Volumen- und Negativform-Plänen und eigenen perspektivischen Skizzen besonderes Augenmerk. Zu Beginn führt Grunz im Text «Phalanstère der Postmoderne?» Charles Fourniers Phalanstère und den Palais Royal von Victor Louis als historische Referenzen auf. Am Ende des Büchleins trägt der Autor mit dem Essay «Vers une architecture narrative» seine Gedanken zur Rolle des Erdgeschosses, der Form, der Vorfabrikation oder auch der erzählerischen Kraft der Architektur Bofills zusammen. Die 86 Seiten sind schön und sorgfältig gestaltet und angenehm zu lesen – nur eine Antwort auf seine These bleibt Gruntz leider schuldig. Das schöne Büchlein löst das Versprechen des Untertitels kaum ein. Es funktioniert aber trotzdem gut als sorgfältige Dokumentation der drei berühmten Überbauungen in Paris, ergänzt ...