Vom Palas – dem zum Himmel offenen Raum – führt die Treppenskulptur in den Turm. Fotos: Philip Heckhausen

Frischer Zugang zu alten Mauern

Das Zürcher Büro Jonger und der Churer Architekt Michele Vassella haben die Burg Neu-Aspermont im bündnerischen Jenins restauriert. Dafür erhalten sie eine Anerkennung in der Kategorie Architektur.

Ruinen erzählen Geschichten – vom Leben im Mittelalter und von längst vergessenen Bautechniken. Jahrzehntelang wurde bei Burgreparaturen zementhaltiger Mörtel verwendet. Er schützt das Mauerwerk zwar vor dem Eintritt des Wassers von aussen, verhindert aber auch dessen Austritt und schadet dadurch dem historischen Mörtel. Während äusserlich alles in bester Ordnung zu sein scheint, zerfällt die originale Mörtelstruktur im Innern unbemerkt. ###Media_2### Beauftragt mit der Sanierung der Burg Neu-Aspermont in der Bündner Herrschaft, hat die Arbeitsgemeinschaft Jonger und Vassella gemeinsam mit Materialtechnologen und Denkmalpflege einen Ersatz entwickelt – nun ist der zementfreie, kalkbasierte ‹Ruinenmörtel OM 0–6 mm beige NHL 25 kg Typ B› im Handel erhältlich. Die Materialentwicklung ist zwar nur ein Teil des Projekts, doch sie verdeutlicht die behutsame Sorgfalt, mit der die Beteiligten die Burg in einen neuen Lebensabschnitt getragen haben. Seit 750 Jahren steht sie auf der rechten Talseite bei Jenins. Jetzt ist das Ensemble, bestehend aus einem quadratischen Turm, einem mehrteiligen Palas und einem vorgelagerten Bering aus dem 15. Jahrhundert, durch eine Treppenskulptur erschlossen und durch ein Dach geschützt. ###Media_3### ###Media_1### Das Dach liegt, von aussen unsichtbar und von der Mauerkrone respektvoll abgerückt, als filigranes Flächentragwerk über dem Turm. Durch die klug gefügten Dachprofile, im Wechsel lichtdurchlässig und opak, fällt diffuses, fast mystisches Licht. Auch die Treppenskulptur ist als filigrane Stahlkonstruktion ausgeführt und kontrastiert die massiven Burgmauern. Selbstbewusst windet sich der neue Akteur durch die Räume der Vergangenheit. Von den Treppenläufen und Plattformen aus wird der Blick auf die Bruchstellen der Baugeschichte und in die Weite der umgebenden Landschaft gelenkt. Was simpel klingt, ist minimalinvasive P...
Frischer Zugang zu alten Mauern

Das Zürcher Büro Jonger und der Churer Architekt Michele Vassella haben die Burg Neu-Aspermont im bündnerischen Jenins restauriert. Dafür erhalten sie eine Anerkennung in der Kategorie Architektur.

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