Des Kaninchens Shortlist #4: Sut il tetg
Das Kaninchen, der Senn-Förderpreis für junge Architektur, zeichnet das beste Erstlingswerk des Jahres aus. In einer kleinen Serie präsentieren wir die sieben Projekte der engeren Wahl.
Am 3. Dezember feiert Hochparterre die ‹Besten› in Architektur, Design und Landschaft. Das ‹Kaninchen› ergänzt die traditionsreichen Hasen und prämiert ein realisiertes Erstlingswerk. Dieses Jahr gingen über dreissig Bewerbungen ein – vom kleinen Umbau bis zum Schulhaus-Neubau, vom privaten Auftrag bis zum gewonnenen Wettbewerb. In einer kleinen Serie zeigen wir die sieben Projekte, die in einer ersten Juryrunde auf die Shortlist gewählt wurden.
Des Kaninchens Shortlist #4:
Sut il tegt, Umbau Casa Pardi, Disentis Mustér
Architektur: studio franz und coco, Zürich
Die Architekt:innen schreiben:
«In Segnas, einem kleinen Bergdorf oberhalb von Disentis auf 1331 M.ü.M. beschäftigen wir uns in verschiedenen Etappen über drei Jahre hinweg mit dem Umbau einer Ferienwohnung. Die Wohnung im Dachgeschoss des Mehrfamilienchalets wird verdichtet und für generationenübergreifende Bewohner*innen optimiert.
Die Casa Pardi, ein übergroßes Mehrfamilienchalet aus den frühen 90er Jahren, imitiert in seiner Erscheinung die traditionelle Bauweise der Holzbauten des alten Dorfkerns. Unter einem Giebeldach sind vier Kleinwohnungen, Garagen und Skiräume zusammengefasst.
Im Inneren ist das imposante Dachvolumen durch abgehängte Holztäfer-Decken versteckt, um die gewohnte, heimelige Chalet-Atmosphäre zu schaffen. In diesen Hohlräumen unter dem Dach liegt für uns ein räumliches Potential. Durch spezifische und auf den Bestand massgeschneiderte Interventionen entwickeln wir Raum für Raum in die Höhe weiter.
In der kompakten, erneuerten Küche führen Treppenstufen spielerisch über den bestehenden Specksteinofen und die Küchenschränke hinauf zur umgebauten Galerie. Darüber öffnen zwei grosszügige Oberlichter die Galerie zum Himmel und bringen viel Licht in die Tiefe des Dachraums. Ein neues Fenster im Süden leitet den Blick aus der Küche hoch und rahmt den Blick zum benachbarten Piz Muraun. Im Bad lockt eine verspielte Deckenlandschaft unter das zylindrische Oberlicht, wo das Duschwasser aus drei Meter Höhe runterprasselt.
Unser Erstlingswerk, der Umbau der Casa Pardi, wird unser persönliches Experimentierfeld im Selbstbau. Wir planen und bauen über eine dreijährige Projektphase hinweg die Deckenlandschaft des Bades, schweissen Duschstangen, Griffe und stellen keramische Platten für die Küche in Zusammenarbeit mit der Auftraggeberin her. Das Hand Anlegen erlaubt uns, Materialien und Oberflächen gezielt einzusetzen und dabei eigene Formen zu entwickeln. In der Ausarbeitung der Details schreiben wir den Räumen individuelle Geschichten ein, die die Identifikation der Auftraggeberschaft mit dem Ort stark prägen. Durch die sorgfältige Auseinandersetzung mit der bestehenden Bausubstanz können wir bestehende Bauteile, Geräte und Materialien wiederverwenden und integrieren.»
Sut il tegt, Umbau Casa Pardi, Disentis Mustér
Architektur: studio franz und coco, Zürich
Bauherrschaft: privat
Die Kaninchen-Jury
Franziska Schneider, Schneider Studer Primas Architekten, Zürich
Martin Hofer, Immobilienexperte und Architekt, Gockhausen
Baseli Candrian, Architekt, Zürich
Norma Tollmann, Architektin, Basel (Gewinner 2023)
Marcel Bächtiger, Redaktor Hochparterre (Leitung)
Preisverleihung der ‹Besten›
Die Hasen in Gold, Silber, Bronze, ein Kaninchen und drei Publikumspreise werden überreicht am Dienstag, 3. Dezember 2024, im Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, Zürich. 19 Uhr. Zur Anmeldung geht es hier.
Die Dezemberausgabe von Hochparterre stellt die prämierten Projekte vor. Jurorinnen- und Gewinnerstimmen gibt es auf www.hochparterre.ch/diebesten.