Des Kaninchens Shortlist #1: Haus am Mühlestutz
Das Kaninchen, der Senn-Förderpreis für junge Architektur, zeichnet das beste Erstlingswerk des Jahres aus. In den nächsten Tagen präsentieren wir die sieben Projekte der engeren Wahl.
Am 3. Dezember feiert Hochparterre die ‹Besten› in Architektur, Design und Landschaft. Das ‹Kaninchen›, gestiftet von der Immobilienfirma Senn, ergänzt die traditionsreichen Hasen und prämiert ein realisiertes Erstlingswerk. Dieses Jahr gingen über dreissig Bewerbungen ein – vom kleinen Umbau bis zum Schulhaus-Neubau, vom privaten Auftrag bis zum gewonnenen Wettbewerb. In einer kleinen Serie zeigen wir die sieben Projekte, die in einer ersten Juryrunde auf die Shortlist gewählt wurden. Bleiben Sie dran!
Des Kaninchens Shortlist #1:
Haus am Mühlestutz, Schwarzenburg
Architektur: Raphael Hähni, Jens Knöpfel und Leopold Strobl
Die Architekten schreiben:
«Der Mühlestutz liegt im Dorf Schwarzenburg – am Übergang vom Ortskern zum Quartier Flüehli. Gegen Süden verengt sich das Grundstück hin zur Hangkante, mit weitläufiger Aussicht auf die Voralpen. Am Fuss des Hanges fliesst der Dorfbach. Das Wohnhaus unterteilt das Grundstück in eine grosszügige, zum Quartier hin offene Wiese im Osten und einen intimen Hofraum mit bestehenden Obstbäumen im Westen. Eine Garage gliedert sich neben dem Umschlagplatz der Nachbarparzelle ein und bildet einen Rücken für den Hof.
Eine zweigeschossige, nutzungsneutrale Halle vermittelt zwischen Wiese und Hofraum und schafft zwei gleichwertige Eingänge für das Haus. Wenn die grossen Tore offen stehen, verbindet sich der Garten durch das Haus hindurch. Die Halle ist Ausgangspunkt und bindet die unterschiendlichen Räume des Innen- und Aussenraums zusammen.
Um Veränderungen in der Lebensweise der Bewohnerschaft aufnehmen zu können und zu verhindern, dass Teile des Hauses mit der Zeit leer stehen, ist von Beginn an eine Teilung in zwei Wohneinheiten mitgedacht. Die einzelnen Teile des Hauses können durch einfache Eingriffe unterschiedlich zusammengeschaltet werden. So ergibt sich, je nach Programmierung, die Möglichkeit einer Einliegerwohnung im Erdgeschoss oder zwei unabhängiger Haushälften mit geteilter Halle.
Stützen und Decken aus massiver Fichte bilden zusammen mit den Ständerkonstruktionen der Hallenwände und des Dachgeschosses ein statisches und räumliches Hauptgerüst. Die selbsttragende Hanfkalksteindämmung - innen und aussen mit Kalk verputzt - legt sich wie ein schützender Mantel um die innere Struktur.
Mit der Intention einen Prototyp für ein nachhaltiges und dazu preiswertes Bausystem zu entwickeln, sind die Stützen in deren Dimension identisch und in regelmässigem Achsmass angeordnet. Die Struktur steht innen, vor der Wand, um aufwendige Ausschnitte im Hanfstein zu reduzieren und die Verputzarbeiten zu vereinfachen. So erhält die Aussenwand (im Gegensatz zum konventionellen Ständerbau) eine Tiefe. Die Mauer wird zum Relief.
Hanfkalkstein ist als Baustoff CO2-negativ. Das heisst, dessen Herstellung verursacht weniger Emissionen als von den Pflanzen gebunden werden. So kann während der Lebensdauer des Gebäudes eine CO2-Senke erreicht werden. Als Dämmung hat der Hanfstein aufgrund seiner Masse zudem eine hohe thermische Trägheit. Die massive Tragstruktur aus Holz trägt ihren Teil dazu bei, vor der sommerlichen Hitze zu schützen und im Winter Wärme zu speichern. Hanfkalk und Kalkputz bilden gemeinsam eine feuchtigkeitsregulierende, diffusionsoffene Aussenwand.»
Haus am Mühlestutz, Schwarzenburg
Architektur: Raphael Hähni, Jens Knöpfel und Leopold Strobl
Bauherrschaft: privat
Bauleitung: Claudia Keller (k+v architekten)
Hanfkalk: Thomas Streule (Hanfhandwerk)
Holzbau: Remund Holzbau
Die Kaninchen-Jury
Franziska Schneider, Schneider Studer Primas Architekten, Zürich
Martin Hofer, Immobilienexperte und Architekt, Gockhausen
Baseli Candrian, Architekt, Zürich
Norma Tollmann, Architektin, Basel (Gewinner 2023)
Marcel Bächtiger, Redaktor Hochparterre (Leitung)
Preisverleihung der ‹Besten›
Die Hasen in Gold, Silber, Bronze, ein Kaninchen und drei Publikumspreise werden überreicht am Dienstag, 3. Dezember 2024, im Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60, Zürich. 19 Uhr. Zur Anmeldung geht es hier.
Die Dezemberausgabe von Hochparterre stellt die prämierten Projekte vor. Jurorinnen- und Gewinnerstimmen gibt es auf www.hochparterre.ch/diebesten.