Das eiserne Fachwerk bindet die ebenfalls eisernen Querbalken an, die auf den Längswänden aufliegen. Fotos: Valentin Luthiger
Im Auftrag von Cupolux

32 Tonnen Glas

In Baar baute Cupolux ein mehr als hundert Meter langes Oberlicht auf das Dach einer ausgedienten Chemiefabrik. Es sorgt für viel Tageslicht im neuen Landi-Laden.

Von Weitem strahlt die Farbenorgel von gelb über hell- zu dunkelgrün über einen Parkplatz im Industriegebiet von Baar. Fünf Meter hohe, stählerne Stelen, die ein fast hundert Meter langes Vordach halten, spielen das Konzert der Firmenfarben der Landi. Hinter dieser Fassade besorgen sich Freizeitgärtnerinnen, Hobbybauern und auch Landwirte Pflanzen, Werkzeuge, Dünger, Tierfutter und vieles mehr. Ihnen, zusammengeschlossen in einer Genossenschaft, gehört die Landi. So macht es sich gut, wenn die Bauernfirma ihre neuen Läden nicht auf die grüne Wiese baut und damit Kulturland schmälert, sondern sie auf einer Industriebrache errichtet. Die Landi Zugerland hat eine nicht mehr gebrauchte Chemiefabrik am Rand von Baar übernommen, das verschmutzte Erdreich gereinigt und einen Teil der alten Fabrik abgebrochen. Im übrig gebliebenen Gebäude haben G&A Architekten aus Altdorf einen grossen Laden mit Lager und Büros und einen ‹Hofmärt› eingerichtet.


Auf einem alten, für ganz geringe Lasten ausgelegten Dach liegen 32 Tonnen Glas.

Das alles findet Platz in einem fünfzig mal hundert Meter grossen Hallenhaus aus den 1960er-Jahren. Sein Merkmal ist der weitgehend stützenlose Raum im Innern und als Folge davon aussen ein mächtiges Dreieck auf dem Dach: die Tragkonstruktion. Das eiserne Fachwerk bindet die eisernen Querbalken an, die auf den Längswänden aufliegen. Zwei grosse Y-Stützen, die Aussenmauern und eine Wand im Innern halten es.


Das Oberlicht sorgt für Helligkeit in der Halle.

Zimmerleute setzten eine Holzkonstruktion über das alte Fachwerk. Auf ihr ist die Aluminium-Glas-Konstruktion befestigt.

Dieses Fachwerk sollte erhalten bleiben, als neue Aufgabe aber auch Tageslicht in die Halle bringen. Dafür suchten die Architekten Rat bei der Firma Cupolux, bekannt für Lichtkuppeln und unzählige Oberlichtlösungen, die in viele Dächer eingebaut Tageslicht in den Raum tragen. Für das Dach in Baar war eine massgeschneiderte Lösung nötig, passend zum Ort und fähig, auf unterschiedliche Herausforderungen zu reagieren. Andreas Trinkler, Geschäftsführer von Cupolux, skizziert die Idee: «Einst verkleidet wurde das Fachwerk freigelegt und zu einem mehr als hundert Meter langen Oberlicht umgebaut. Als Unterkonstruktion setzten die Zimmerleute von Abt Holzbau aus Baar eine Holzkonstruktion über das alte Fachwerk. Auf ihr befestigten unsere Montagemitarbeiter Stück für Stück die Aluminium-Glas-Konstruktion.» Die Isoliergläser bestehen innen aus einem Verbundsicherheitsglas und aussen aus einem Einscheibensicherheitsglas. Als Sonnenschutzglas schützt es vor zu grosser Hitze im Gebäude. Zudem gewährleistet die Sattelverglasung im Brandfall die natürliche Entrauchung des Gebäudes. Dafür wurden Fensterflügel eingebaut, die auch zum Lüften dienen.


An der Fassade wird das Oberlicht zu einem skulpturalen Element.

Die Farbenorgel der Vordachstützen reicht von gelb über hell- zu dunkelgrün.

Andreas Trinkler fasst die Herausforderungen zusammen: «Es musste gut klappen zwischen dem Architekten, der die Idee hatte, dem Holzbauer, der die Tragkonstruktion für das Glas baute, uns, die wir Konzeption, Statik, Fertigung und Montage der Oberlichtverglasung beitrugen, und dem Dachdecker, der die Abdichtung an die Konstruktion anschloss. Und es ist schon etwas Besonderes, eine so grosse Glasfläche in zwei steilen Flügeln auf ein Dach zu bauen – 192 Elemente, jedes 4,5 Meter lang. 32 Tonnen Glas auf einem alten, für ganz geringe Lasten ausgelegten Dach.» Von zwei Seiten scheint das Sonnenlicht nun in die Kaufhalle, in den kleinen ‹Hofmärt› und in die Büroräume. Die Kundinnen und Kunden können die Begonien, Gartensessel, Mistgabeln und den Betonmischer bei Tageslicht betrachten, prüfen und kaufen. Auch für das gute Dutzend Verkäuferinnen und Verkäufer ist es ein anderes Arbeiten – statt den ganzen Tag im Kunstlicht verbringen zu müssen, geniessen sie durch die grosszügige Oberlichtverglasung nun Tageslicht, frische Luft, die Sonne und den blauen Himmel.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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