Unter der Leitung von Hochparterre-Redaktor Roderick Hönig diskutierten Manfred Huber, Präsident BIM-Kommission des SIA, Markus Giera, Geschäftsführer der Firma Kaulquappe IT und Stefan Bossard von ATP Architekten und Ingenieure.

Wider die rollende Planung

Wer hat Angst vor BIM? Hochparterres Städtebaustammtisch erörterte die Frage, wie das digitale Planungsverfahren BIM die Karten für den Architekten neu mischt.

Wer hat Angst vor BIM? ging die Frage zum Schluss ins Publikum. Niemand. Wer hat Lust auf BIM? Ziemlich verbreitetes Hände hoch. Hochparterres Städtebaustammtisch war es offenbar gelungen das Eis zu brechen. Die drei Exponenten auf dem Podium erörterten die Frage, wie das digitale Planungsverfahren BIM (Building Information Modelling) die Karten für den Architekten neu mischt. Unter der Leitung von Hochparterre-Redaktor Roderick Hönig  diskutierten Manfred Huber, Präsident BIM-Kommission des SIA, Markus Giera, Geschäftsführer der Firma Kaulquappe IT und Stefan Bossard von ATP Architekten und Ingenieure.
Die Rollen waren klar verteilt. Stefan Bossard berichtete aus seinem Büro, das schon seit zwei Jahren mit BIM plant und baut. «Wir haben 30 Prozent unserer Ausgaben investiert, um BIM bei uns umzusetzen.» Jetzt helfe das Verfahren auch, das Büro weiterzuentwickeln, zum Beispiel dabei nachhaltig zu bauen. Markus Giera unterstützt Architekturbüros bei der Anwendung von BIM. «Wir machen die Erfahrung, dass die Büros, die wir im Planungsprozess begleiten, bald einmal feststellen: ‹Das können wir ja schon!›»

Integrale Planung
SIA-Mann Huber schliesslich setzte sich für den Architekten ein, der in der Planung die Gesamtleitung einnimmt, die Ziele definiert, die Inhalte bestimmt und die  Qualitätssicherung festlegt. «Sonst übernimmt der Gebäudetechniker den Lead, wenn er die Pläne nicht bekommt.» Die rollende Planung habe überhand genommen, hielt Huber fest. Das Zusammenspiel der verschiedenen Disziplinen müsse vor Baubeginn besser konzertiert werden. «Integrale Planung geht auch ohne BIM, aber BIM nicht ohne integrale Planung.» Darin war sich das Podium einig. «BIM macht zum Planungsbeginn den Prozess bewusst, es zeigt, was noch fehlt. Dann kann darüber gesprochen werden», erklärte Architekt Bossard. BIM mache explizit, wann was vom wem kommt und zeige so zum Beispiel, dass die Kosten erst in zwei Wochen präzise angeben werden können, meinte Markus Giera.

Die Rolle des Architekten
Giera will weg vom Image von BIM als technischem Unding, hin zu positiven Erfahrungen für das Planungsteam: «Der Modus der Zusammenarbeit ändert sich von konfrontativ zu kollaborativ». Wenn der Architekt die Prozesse synchronisiere, verstehe er besser, wie die Fachplaner arbeiten. Dieser Lernprozess mache Freude. «Plötzlich kommt wieder Leben in die langweilige Fachplanersitzung, in der sich alle hinter ihren Ordner verstecken» warf Manfred Huber ein. Von positiven Erfahrungen wusste auch Stefan Bossard zu berichten: «Wir veranstalten mit unseren Projektleitern vierstündige Weiterbildungsmodule. Zuerst finden die, sie hätten keine Zeit. Dann würden sie gerne noch vier Stunden weitermachen.» Das passiere, weil die Module nicht die technische Anleitung ins Zentrum setzten. «Wir zeigen, wie wir es gemacht haben und wo wir hin wollen. Das ist spannend.»
«Die Architekten sind doch die, welche die Kundenwünsche konkretisieren» warf IT-Mann Giera ein. Das gelte auch bei BIM. Daraus ergebe sich einen Mehrwert für den Architekten, einen Beratungsaufwand, der sich wiederum verrechnen lasse. «BIM gibt dem Architekten die Möglichkeit in der Planung die zentrale Stellung einzunehmen», meinte Giera weiter. «Es braucht uns!» nahm Manfred Huber den Steilpass auf. «Menschen, die die Kontrolle übernehmen.»

Das Modell
Die technischen Aspekte wurden dann doch nicht ganz ausgeblendet. SIA-Mann Huber, der für spätestens Ostern 2017 ein BIM-Merkblatt mit Leitbild und Prozessbeispielen versprach, setzte sich für eine offene Schnittstelle unter dem Format IFC ein, ansonsten liessen sich die relevanten Normen nicht umsetzen. Stefan Bossard relativierte den Traum von dem einen Modell, in dem alles drin ist. «Wir haben die Technik zwei Jahre lang getestet, bis es klappte. Jetzt haben wir keine Probleme mehr beim Austausch der verschiedenen Formate.» Wie tief das BIM-Modell sei, hänge von den Zielen ab: «Bei einem Architekturauftrag muss es nicht so detailliert sein, wie bei einer Gesamtplanung.» Das Leitmodell solle aber dasjenige des Architekten sein, forderte Manfred Huber. «Zum Zeitpunkt x werden alle Modelle zusammengeführt und überprüft, dann werden die Modelle wieder gesplittet.»

Hochparterre präsentiert den Städtebaustammtisch mit freundlicher Unterstützung von Velux.

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