Eine zweite Europaallee – hier ein Bild von der Baustelle 2015 – wäre heute kaum mehr möglich, meint Ernst Hubeli im ‹Tages-Anzeiger›. Fotos: Werner Huber

«Boden ist wie Luft»

Angesichts steigender Mieten plädiert Ernst Hubeli im ‹Tages-Anzeiger› dafür, grosse Immobilenkonzerne zu enteignen. Ausserdem: Projekt Ensemble, Berner Galerien, Basler Unterführung, Lausanner Villa.

Ernst Hubeli, Architekt und Planer, früherer Chefredaktor von ‹Werk, Bauen + Wohnen› und früherer Leiter des Instituts für Städtebau an der TU Graz hat ein Buch veröffentlicht: ‹Die neue Krise der Städte›. In einem Gespräch mit dem ‹Tages-Anzeiger› plädiert er für radikale Massnahmen gegen die steigenden Mietpreise in den Städten. Mindestens die Hälfte der Stadtbevölkerung in Europa leide unter zu hohen Mieten, etwa in London, wie die Miete 60 bis 70 Prozent des Einkommens wegfresse. «Die Leute, die so leben, verbinden Wohnen mit Angst», meint Hubeli im ‹Tagi›: Angst, in ein Wohnghetto verbannt zu werden.


«Boden ist wie Luft und gehört allen. Handelte man mit der Luft wie mit dem Boden, würde die Gesellschaft in atmende und nicht atmende Klassen gespalten», sagt Hubeli und fordert im Extremfall die Enteignung grosser Wohnungskonzerne.  

 

Weitere Meldungen:

– In Zürich steht am 27. September – wieder einmal – eine Stadionabstimmung an. Nachdem die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im November 2018 der Finanzierung des Projekts Ensemble zugestimmt hatten, geht es nun um den Gestaltungsplan. Die SP und die AL empfehlen zwar ein Nein, halten sich im Abstimmungskampf aber zurück, wie der ‹Tages-Anzeiger› schreibt.

– Morgen Freitag ist die Saisoneröffnung der Berner Galerien. Aus diesem Anlass unterhält sich ‹Der Bund› mit Barbara Marbot, der Präsidentin des Vereins Berner Galerien. Wie kommen die Galerien durch die Corona-Krise? «Bis jetzt hat noch keine aufgegeben», sagt Marbot. Viele Institutionen haben sehr tiefe Betriebskosten, andere sind von Mäzenen finanziert oder haben einen angegliederten Geschäftszweig.

– Die 2003 eröffnete Passerelle im Bahnhof Basel SBB stösst in den Stosszeiten an ihre Grenzen. Deshalb wird als Entlastung morgen Freitag die alte Fussgängerunterführung wieder geöffnet. Dies allerdings nur zwischen 6.30 und 9 Uhr und zwischen 16.30 bis 19 Uhr – allerdings nur in einer Richtung als Ausgang vom Perron. Eine weitere provisorische Passstelle ist für 2025 geplant, definitive neue Zugänge bis 2035, wie die ‹Basler Zeitung› schreibt.

– Die Stadt Lausanne weist ein Baugesuch für zwei Mehrfamilienhäuser mit 43 Wohnungen zurück und schützt damit Ouchy. Gemäss ‹24 heures› sollte die Villa Printanière und ihr grosszügiger Grünraum den Neubauten weichen. Dies hätte den Charakter und die Identität des Quartiers zerstört.

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Kommentare

Stefan Frischauf 09.09.2020 08:28
Das Gleichnis von Luft und Boden ist sehr schön. Besonders in den Zeiten von SARS CoV-2. Wo das Nicht-Tragen eines kleinen Tuchfetzens, was wenige Jahre zuvor noch ein Verstoß gegen Vermummungsverbote und ähnliche "Terror-Verdachtsmomente" im Krieg gegen eben jenen darstellen konnte nun striktes Gebot ist und ernsthaft über "Virenfilter" in Raumluftanlagen debattiert wird. So, als wären das die maßgeblichen Momente der Erschütterung und der Krisen, die es "gemeinsam und mit Solidarität" zu bekämpfen gilt. Während die Luft zum Atmen immer dünner und der Boden unter den Füßen immer umstrittener werden. Da nützen auch "Form und Überform" erst einmal wenig. Vielleicht, weil die "Infra-Formen" wieder verstärkt aktiviert werden müssen. Was diese per se ja auch wieder zur "Überform" macht.
Andreas Konrad 13.08.2020 09:31
Ernst Hubeli plädiert für eine Enteignung von Immobilien - Grosskonzernen . Kann man natürlich fordern . Gleichzeitig aber sollte man Stadion - Anwohner enteignen , die mit ihrem grünen Bubble - Blick mit Velohelm und Gretabox bewaffnet seit Jahrzehnten jegliche Weiterentwicklung im Bereich des alten Hardturm - Stadions verunmöglichen .
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