Städtebauliches Modell zum Masterplan Hochschulgebiet Zürich Zentrum

Maximum oder Optimum?

Im Hochschulgebiet in Zürichs Zentrum wollen ETH, Universität und Universitätsspital ihre Flächen um 40 Prozent ausbauen. Der Masterplan ist Anlass für den Städtebau-Stammtisch vom 6. April 2016.

Mitten in Zürich plant der Kanton eine massive Verdichtung: Im Hochschulgebiet in Zürichs Zentrum wollen ETH, Universität und Universitätsspital ihre Flächen um 40 Prozent ausbauen. Die Nähe der drei Spitzeninstitutionen sei einmalig und müsse gefördert werden, rechtfertigt der Kanton seine Planung. Das «Generationenprojekt Berthold» (Website mit allen verfügbaren Unterlagen) schaffe heute die infrastrukturellen Voraussetzungen für die universitäre Medizin von morgen.


Die Zeit drängt vorab seitens Universitätsspital, da die Betriebsbewilligung für ein in die Jahre gekommenes Gebäude auszulaufen droht und weitere Bereiche dem heutigen Standard der Spitzenmedizin hinterher hinken. Geplant sind umfangreiche, teils in die Höhe gebaute Ergänzungen sowie das Verlegen des Haupteingangs an die Gloriastrasse. Diese wird mit der Neuen Sternwartstrasse verbunden, die – gesäumt von weiteren, teils hohen Neubauten auch für die ETH – auf dem Plan als städtebauliches Zentrum des Quartiers fungiert. Alles in allem eine markante Umwälzung des Hochschulgebiets. Doch da die Planung vorab mit kantonalen Gestaltungsplänen erfolgt, wird die städtische Bevölkerung voraussichtlich nicht darüber abstimmen können.

Gegen Spitzenmedizin und gegen den Ausbau dreier für Zürich wichtiger Institutionen ist kaum jemand. Gegen das Projekt Berthold und das Vorgehen dagegen schon. Die bauliche Verdichtung sei für das Quartier zu massiv, kritisieren Anwohner und Fachleute. Der Kanton und die drei Institutionen wollten das Maximum statt das quartierverträgliche Optimum. Im Rahmen der Masterplanung verfassten zwar wenige Architekturbüros städtebauliche Vertiefungsstudien, den üblichen städtebaulichen Wettbewerb liess man jedoch aus. Für ein Projekt diesen Ausmasses und dessen Einordnung in das Stadtgebiet fehlten darum fundierte städtebauliche Grundlagen. Zudem müssten etliche Bauobjekte im Inventar der Denkmalpflege weichen. Schliesslich wird hinterfragt, sämtliche der Erweiterungsflächen in Zürichs Zentrum zu pferchen – statt einen Teil für städtebauliche Entwicklungen an der Peripherie zu nutzen.

Der Masterplan Hochschulgebiet Zürich Zentrum ist Anlass für einen Städtebau-Stammtisch, zu dem Hochparterre, der BSA Zürich und das Architekturforum Zürich einladen.

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Kommentare

Stephan Gantenbein / Annette Spiro 01.04.2016 09:32
Vielen Dank den Initiatoren dieses Städtebau-Stammtisches. Das Thema ist für Zürich in mancherlei Hinsicht existenziell. Wir hoffen die Debatte versteigt sich nicht zu einseitig in das Zuviel - vielleicht ist es ja auch Zuwenig -sondern stellt die Frage worin der Reiz und das Potenzial einer so grossflächigen Stadtentwicklung liegt und ob dieses Potenzial mit der präsentierten Planung schon ausgeschöpft ist. Wir finden, dass dies nicht der Fall ist und dass sich die Stadt und der Kanton Zürich einen ausgedehnteren und breiter ausgelegten Planungsprozess leisten sollte.
Andreas Konrad 29.03.2016 23:29
Nach den Planungen soll u.a. ein prächtiger toskanischer Palazzo (UBS-Center, Schönberggasse 1) abgerissen werden. Wir spinnen, wir Zürcher.
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