Neuer Blickfang auf 30 Metern Höhe in Glarus. Fotos: Ruedi Kuchen

Wer ist Anna?

Im glarnerischen Ennenda verkündet ein alter Kamin zweimal den Namen Anna. Einmal schwarz, einmal weiss. Das Palindrom steht für ein Museum und für die Zeitgeschichte.

Trotz Protesten aus Zürich und Europa richteten die Glarner 1782 mitten in der erstarkenden Aufklärung eine Magd hin. Sie sei eine Hexe, behaupteten Oberhäupter einflussreicher Glarner Clans, deren Dominanz die Gerichte schachmatt setzte. Und so steht der Name Anna Göldi für ein pechschwarzes Kapitel der Justiz.

Immerhin: Heute betreibt die Anna Göldi-Stiftung ein Museum, das sich nebst dem damaligen Prozess generell den Menschenrechten widmet und hilft, Licht in solche dunklen Kapitel zu werfen, auch in aktuelle. Es befindet sich im imposanten Trocknungsturm einer alten Textilfabrik in Ennenda. Seit gestern prangt der Doppelschriftzug ANNA-ANNA am alten Fabrikschlot und weist den Weg vom nahen Bahnhof Glarus zum Museum. Der 32 Meter hohe Kamin wäre beinahe zusammengefallen und konnte mit Unterstützung der Gemeinde Glarus, der Denkmalpflege und von privater Seite für 340’000 Franken saniert werden. Die grossen Grossbuchstaben schweben 15 Zentimeter vor den Backsteinen und bieten einen neuen Blickfang.
Das Palindrom sei für die Geschichtsschreibung wichtig, besonders für diejenige über Anna Göldi, sagt der emeritierte ETH-Professor Peter Jenny, der den Schriftzug gestaltete, in der heutigen Südostschweiz: Schwarz stehe für den Mord an Anna Göldi, weiss für die Hoffnung auf Gerechtigkeit.

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