Die Hälfte der Bauten ausserhalb der Bauzone: Streusiedlungen brauchen Gestaltungsgebote. Blick auf den Sarnersee mit Sachseln (links, Kerns und Sarnen. Fotos: Raini Sicher

Obwaldens Wildwuchs zähmen

Ein Manifest, eine Veranstaltung, eine Ausstellung – der Kanton Obwalden mit seinen Streusiedlungen soll nicht im fröhlichen Babylon der Bauerei verschwinden.

Der Obwaldner Architekt Eugen Imhof und seine Mitstreiter staunten nicht schlecht: Rappelvoll war der grosse Metzgeren-Saal in Sarnen an diesem lauen Vorsommerabend. Mehr als 160 Sarner, Giswilerinnen und Freunde der schönen Ortsbilder und Kulturlandschaften waren der Einladung gefolgt. Sie wollten mehr erfahren über das Projekt ‹Sarneraatal 2050 – eine Vision zur Siedlungsentwicklung›, wollten wissen, wie die prognostizierte Zunahme der Bevölkerung in den Landschaftsraum integriert werden soll, ohne den schönen Kanton zu zerstören. Auch der Obwaldner Baudirektor Josef Hess rieb sich verwundert die Augen: Dass eine Vision so viele hinter dem Ofen hervorlockt, hatte er nicht erwartet. Doch beginnen wir von vorne. 1996 gründet Eugen Imhof mit anderen Architekten und Architekturinteressierten die IG Baukultur. Wie soll Obwalden mit der gebauten Umwelt und der Kulturlandschaft umgehen? Mit Veranstaltungen und Argumenten kämpft die Gruppe an gegen architektonische Schindluderei und den sorglosen Umgang mit der Ressource Boden. Nach zwanzig Jahren werden die Sorgenfalten tief: Der Talboden droht zum Einzugsgebiet von Luzern zu werden, die Dorfkerne werden Kulissen, und die Kulturlandschaft ist unvermindert unter Druck. Eine «Nidwaldisierung» will die IG Baukultur unbedingt verhindern. Die Vorstellung, dass von Alpnach bis Giswil ein Siedlungsteppich mit beliebigen und austauschbaren Bauten gelegt wird, die genauso am Bodensee oder in einem Vorort von Genf stehen könnten, ist der IG Baukultur ein Gräuel. Der Verein ‹Kulturlandschaft – Kultur und Landschaft in Obwalden› sieht es genauso, erst recht, weil das Bundesamt für Statistik bis 2050 ein Bevölkerungswachstum von 5500 Personen prognostiziert. Wenn 5500 Einwohnerinnen und Einwohnern schön regelmässig auf alle Dörfer verteilt würden, würden die typischen Streusiedlungen zerstört. Ein Horrorszenario. Planerisc...
Obwaldens Wildwuchs zähmen

Ein Manifest, eine Veranstaltung, eine Ausstellung – der Kanton Obwalden mit seinen Streusiedlungen soll nicht im fröhlichen Babylon der Bauerei verschwinden.

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