Köbi Gantenbein

Mulegns retten, Haus verschieben

Der Kulturunternehmer Giovanni Netzer will Mulegns eine Zukunft als Ort der Kunst geben. Schön. Dafür wird ein altes Haus für die Begehren des Autoverkehrs verschoben. Schlecht.

Neulich war in der Bündner Zeitung ein Bild zu sehen: eine Dame, umringt von elf Herren. Alle eine blaue Schaufel in der Hand. Sie machen sich auf, «Mulegns zu retten», und verschieben dafür ein altes Haus. Das Zeitungsbild gehört zu einer Idee, die der Theatermann und Kulturunternehmer Giovanni Netzer im Frühling kreisen liess: «Mulegns retten». Netzers Kulturstiftung ‹Origen› werde aus dem verlassenen, vom Autoverkehr über den Julier geschundenen Ort ein Zentrum der Kunst und Wissenschaft über die Geschichte der Auswanderer und Reisenden machen. Ich seufzte: «Jedes Jahr stemmt er eine grössere Kiste.» Doch wer, wenn nicht er brächte so etwas zustande? Und so hat der Spieler es mir und anderen Hasenfüssen und Bedenkenträgerinnen gezeigt, und für eine erste Etappe über fünf Millionen gesammelt, knapp zwei Millionen allein hat der Kanton Graubünden gesprochen. Und er hat, was eine ebenso starke Leistung ist, vom Tiefbauamt des Kantons, über die Gemeinde, die Eigentümer verschiedener Liegenschaften bis zum Heimatschutz alle Möglichen für die erste Etappe seines Vorhabens eingenommen: Die ‹Weisse Villa› verschieben, den Klotz auf der anderen Strassenseite des ‹Posthotel Löwen›, weil er die Freiheit der Automobilsten begrenzt. Doch ist das eine «elegante Lösung», wie in der Zeitung unter dem Bild zu lesen war? Nein. Glücklich gelenkte Fügung Natürlich unterstütze ich die Ambition von Giovanni Netzer und seiner Institution ‹Origen›, aus Mulegns’ Geschichte Kultur, Kunst und Zukunft zu machen. Mir gefällt auch das Pathos mit dem Giovanni Netzer schon das Drehbuch für den Film skizziert hat: «Die letzte Chance». Ich freue mich auf grosse Tanz- und Theaterabende im Saal des ‹Posthotel Löwen›. Aber ich reihe mich nicht in die Freude an der Häuserverschiebung ein. Sie ist, das muss noch gesagt sein, kein Anliegen und keine Erfindung vo...
Mulegns retten, Haus verschieben

Der Kulturunternehmer Giovanni Netzer will Mulegns eine Zukunft als Ort der Kunst geben. Schön. Dafür wird ein altes Haus für die Begehren des Autoverkehrs verschoben. Schlecht.

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