Hochparterres Chefredaktor Köbi Gantenbein

Drei Schritte zu einem Ja

Die Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen braucht ein Ja. Damit es Tatsache wird, sind drei Schritte nötig.

Am nächsten Sonntag stimmen wir über die Zersiedelungsinitiative der Jungen Grünen ab. Hochparterre hat dargelegt, warum ein Ja sinnvoll und richtig ist. Auch Gegner wie Ständerat Engler oder Bauernpräsident Ritter erhielten das Wort. Zusammen mit Uli Huber, Philipp Maurer und Benedikt Loderer habe ich den «Offenen Brief der Architektinnen und Planer» auf die Beine gestellt. Über 500 haben ihn unterzeichnet, alles Menschen, die planen und bauen können – und wollen. Und die sagen – es gibt genügend Land und Raum, dies so zu tun, dass es für die Bevölkerung, die Kultur, das Land und auch für die Architektur gut ist. Darum ist der erste Schritt für ein Ja das Wissen: Diese Initiative macht Sinn und ist nötig, um den aufgegleisten Reformen in der Raumplanung Schub zu geben und sie sieht in die Weite: Wenn die Rückzonungen von RPG 1 abgeschlossen sind, soll es keine erneuten Einzonungen mehr geben, weil wir uns nicht in Gegebenheiten einrichten wollen. Die Initiative ist nicht radikal, sie ist nötig

Der zweite Schritt: Ist das Ja im Kopf da, muss es auf die Strasse. Jeder, der gegen die Zersiedelung ist und für die Initiative, soll in diesen letzten Tagen fünf Freundinnen, Mütter, Kollegen, Nachbarn dazu anstiften, auf seinen Zettel ein Ja zu schreiben und ihn einzuwerfen. Ebenso wichtig wie die ideologische Arbeit ist bei jeder Abstimmung die Mobilisierung. 60 bis 70 Prozent werden zu Hause bleiben, ein paar von ihnen gewinnen, heisst ein Ja ermöglichen.

Und der dritte Schrit. Ausser wenn es gegen die Ausländer, die Geflüchteten und gegen Europa geht, sind Volksinitiativen in diesen Jahren selten erfolgreich. Seien wir also realistisch: Die jungen und ein Teil der alten Grünen, ein Häuflein Unterstützerinnen, vornehm sich zurückhaltende Sozialdemokraten, Natur- und Umweltschützer machen keinen sicheren Erfolg. Das Volksmehr ist nicht völlig unmöglich, das Ständemehr aber schwierig. Die Kampagne der Gegner ist zwar flach, lau und phantasielos. Die bürgerlichen Parteien sind sich ihres Sieges gewiss, der Bundesrat unisono, das Parlament und die Kantonsregierungen in erdrückender Mehrheit, die Verbände vieler Couleurs glauben ein Nein im Sack zu haben. Die Zeitungen schreiben fast alle dagegen. Fast allen ist aber zu Gute zu halten, dass sie keine gehässige Kampagne gefahren haben, sondern ein gütiges «Wir verstehen Euch, aber..» in die Mikrofone sprachen und in die Spalten schrieben. Das begründet den dritten Schritt für ein Ja: Es ist nötig, wichtig und sinnvoll für ein Ja noch bis in die letzten Tage zu weibeln, weil nicht aller Tage Abend sein wird nach einem Nein am nächsten Sonntag: Je näher die Stimmen von Volk und Ständen bei der Marke 50 sein  werden, umso mehr Zuversicht haben Landschaft und Baukultur in den nächsten Ertappen der Planungspolitik: RPG 2 heisst die laufende. Andersherum: Bei jedem Prozentpunkt weniger, reiben sich die Landschaftsstörer, Landzubauer und Zersiedler die Hände. Darum Zweifelnde: Auch ein taktisches Ja ist ein gutes Ja.

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Kommentare

Klaus von Allmen 04.02.2019 19:30
Und bitte alle die Ja stimmen, grad auch mitteilen, wie sie selbst wohnen. Selbst auf grossem Fusse leben und anderen Enthaltsamkeit aufzwingen: No-Go.
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