Susi Berger, fotografiert von Urs Walder für Hochparterre 6-7/16 (Ausschnitt)

Susi Berger (1938-2019)

Anfang April ist Susi Berger mit 81 Jahren verstorben. Zusammen mit Ueli Berger entwarf sie Möbel, die den Pop ins Schweizer Möbeldesign brachte.

Wild und fröhlich forschte sie zusammen mit ihrem 2008 verstorbenen Ehemann Ueli Berger an der Schnittstelle von Architektur, Kunst und Design. Entwürfe wie der Fünfminuten-Stuhl, die Wolkenlampe oder der Schubladenstapel zeugen von ihrer Fantasie, ihrer beider Improvisationstalent und der geteilten Freude am Querdenken.

Susi und Ueli Berger, Wolkenlampe, 1970. Museum für Gestaltung Zürich, Designsammlung, Foto: © ZHdK
Susi Wyss lernte Ueli Berger in der Aktklasse an der Kunstgewerbeschule Bern kennen, an der sie Grafik studierte. 1958 erhielt sie ihr Diplom, vier Jahre später wurde sie als jüngstes Mitglied in den Verband der Grafiker VSG aufgenommen. 1962 heirateten Susi und Ueli; sie arbeitete als freischaffende Grafikerin weiter. Später fanden sie in Ersigen, in der Nähe von Bern, ein Handwerkerhaus, wo sie gemeinsam mit ihren drei Kindern leben und arbeiten konnten, mit einem grossen Garten und einer Werkstatt. Susi, die Ideenreiche, und Ueli, dessen Geschick die Ideen in die Umsetzung brachten, spielten Pingpong. Zwei Temperamente haben sich gefunden, in stetem Gespräch und dem Bemühen, Arbeitsteilungen zwischen beruflicher Praxis und Familie auszuhandeln. Irgendwann hätte sie  gestreikt und durchgesetzt, dass ihrer beide Namen genannt würden: Ueli + Susi Berger. Das war in den Siebzigerjahren, als Susi Berger Familienpflichten und das  eigene Werk unter einen Hut bringen wollte. Stets war sie meinungsstark und kämpferisch, mit einem wachen Blick auf das politische Geschehen. So engagierte sie sich für ein naturnahes Leben und für die Fristenlösung, für Psychologie und Kultur. Sie lese mindestens zwei Tageszeitungen, und was ihr in die Hände falle, daraus mache sie etwas Neues, erzählte sie 2016, als ich sie um einen Rückblick auf ihre Karriere bat. Neugier, Temperament und Kreativität behielt sie zeitlebens.

Blick auf das Podest, das an der Bestform 2017 Werke von Susi und Ueli Berger präsentiert. Foto: zvG
2010 nahm Susi Berger den vom Bundesamt für Kultur verliehene Grand Prix Design für das gemeinsame Werk entgegen; 2017 wurde sie mit dem Berner Design Preis geehrt: ein junggebliebenes Werk stand mitten in der Ausstellung. Das Möbeldesign erhielt im Werkverzeichnis, herausgegeben von Mirjam Fischer und Anna Niederhäuser, einen umfassenden und sorgfältigen Kommentar; und mit «Pa-Dong!» setzte eine Ausstellung im Museum für Gestaltung das Möbeldesign des Paares 2018 ins rechte Licht. Susi Berger hat an der Erarbeitung dieser Werke aktiv teilgenommen. Sie wollte den Blick auf ihre berufliche Karriere ebenso gestalten wie das Material, mit dem sie stets ihre Ideen ausdrückte. Nun ist sie Anfang April kurz nach ihrem 81. Geburtstag gestorben.

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