Neue Glieder aus altem Kunststoff

Zwei Zürcher Designer wollen aus Plastikmüll bitter nötige Prothesen fabrizieren. Gelingt es ihnen, kann Circleg die Welt etwas besser machen. Social Design in Reinkultur.

Fotos: Désirée Good

Zwei Zürcher Designer wollen aus Plastikmüll bitter nötige Prothesen fabrizieren. Gelingt es ihnen, kann Circleg die Welt etwas besser machen. Social Design in Reinkultur.

Auf dem Küchentisch stehen Kaffeetassen und die schicke Töpferware der Bürokollegin. Und ein Bein. Ein Unterschenkel, um genau zu sein, aber nicht aus Fleisch und Knochen, sondern aus Kunststoff und Metall. Das Ding soll Anfang Mai beim Zürcher Cybathlon zeigen, was es kann: Menschen mit fehlendem Unterschenkel wieder auf die Beine bringen. Noch ist die Prothese ein Prototyp, allerdings einer, der schon mehrfach optimiert wurde. Sie ist einfach aufgebaut, besteht nur aus den drei Elementen Kniegelenk, Pylon-Röhre und Fuss mit Sohle. Ein Lowtechkonzept also, nicht für die Schweiz erdacht, sondern für Länder des Globalen Südens wie Kenia oder Uganda. Beinamputierten Menschen in Afrika soll die Prothese eine selbstbestimmte Mobilität ermöglichen und so mithelfen, deren soziale Stigmatisierung zu überwinden. ###Media_2### Dieses Ziel ruft nicht etwa eine NGO aus, sondern die zwei umtriebigen Jungdesigner auf der anderen Seite des Küchentischs. Simon Oschwald und Fabian Engel, beide Mitte zwanzig, folgen einer Mission, selbstformuliert und weitab des marketinggetriebenen Designs, das derzeit die hiesige Produktwelt formt. Wenn man den beiden zuhört, spürt man eine Kraft, die Mut macht – und die die Hoffnung weckt, dass die junge Generation die Welt vielleicht wirklich etwas besser macht. ‹Circleg› heisst das Projekt, das auf der gemeinsamen Bachelorarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste basiert, 2019 als studentische Initiative aus der Hochschule herausfand und inzwischen faktisch ein Start-up ist. Prothesen aus Kunststoffabfall Vielleicht wäre es bei der Bachelorarbeit geblieben, hätten Simon Oschwald und Fabian Engel geahnt, wie komplex ihr Vorhaben ist. Aber vermutlich wären sie erst recht schwungvoll an die Arbeit gegangen. «Wir sind relativ naiv gestartet», meint Simon Oschwald. Es klingt nicht so, als wünschte er es sich anders. Komplex ist die Sach...

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