Designer von links nach rechts: Amorphose, After Work Studio und Mickael Vilchez. Fotos: Anna Raymann/Alexander Palacios

Mode-Montag in Zürich

Die fünfzehnte Ausgabe der Mode Suisse zeigt Sorgfältiges, Überzeichnetes und hochwertige Textilien – Notizen zum Zustand des Schweizer Modedesigns.

Die Talentbühne des Schweizer Modedesigns fand zum fünfzehnten Mal statt, bereits zum fünften Mal nun in den Löwenbräu-Kunsträumen im Migros Museum für Gegenwartskunst. Vorne weg ein grosses Lob an die Macherinnen und Macher um Yannick Aellen, die das Format immer wieder entwickeln und umbauen. Die gelungene Idee dieses Mal: Einkäuferinnen und Journalisten konnten über Mittag die Hauptprobe der Show besuchen und bekamen so einen noch unfertigen, dafür umso intimeren Blick auf die Schau. Und ökonomisch ist es auch.

Mourjjan

Zu sehen waren zehn Designerinnen und Designer – die einen direkt ab dem Studium, wie die beiden HEAD-Alumni Quynh Bui oder Bryan Colò. Die anderen bewährt wie Mourjjan, die seit sechs Jahren zwischen Zürich und Mykonos arbeiten und deren Kollektionen im Globus zu kaufen sind.

Jacqueline Loekitos «Viviane's Last Kiss» – eine Hommage an ihre verstorbene Freundin Viviane Zitzer.

Es ist dieser Mix aus frisch und etabliert, der die Mode Suisse seit Beginn als Format reizvoll macht. Gleichzeitig zeigt die jurierte Auswahl jeweils einen präzisen Ausschnitt des aktuellen Schweizer Modeschaffens. In vielen Kollektionen tauchten Details auf, die in anderem Kontext bieder wirken würden: die Kopftücher des Basler After Work Studios etwa oder die Gardine-ähnlichen Blusen des Labels Amorphose aus Lugano. Umso pointierten waren dann die Kontraste auf dem Laufsteg, wenn hauchdünne Seide auf überdimensionalen Strick, Lack auf Bast oder Karo auf Paisley traf. Immer noch vertreten waren überproportional breite Schultern, asymmetrische Schnitte und plakative Grundfarben à la Vetements oder Off-White – im grossen Ganzen wirkten die Kollektionen aber wieder zurückhaltender als vergangene Ausgaben. Allen voran die Stücke des Westschweizers Luka Maurer und seiner Marke Garnison, dessen gut sitzenden Schnitten seine Ausbildung als Herrenschneider an der Londoner Savile Row anzumerken ist.

Garnison
Interessant ist jeweils auch zu verfolgen, wie sich die jungen Designer von einer zur nächsten Show entwickeln: der Genfer Mikael Vilchez (siehe Hochparterre 9/18), der vor einem Jahr mit einem Ausschnitt seiner HEAD-Masterkollektion «Forbidden Denimeries» zu sehen war, feierte seine Feuerprobe auf dem Zürcher Catwalk, nachdem er seine Stücke vergangenen Herbst bereits an der Pariser Modewoche präsentiert hatte. Seine Kreationen spielen mit Gender-Klischees, er mischt typisch männliche und weibliche Modeattribute neu. Nähen lässt der Genfer seine Stücke in einem lokalen Wiedereingliederungsatelier für Frauen und betreibt so seine Version nachhaltiger Produktion. Dem Thema ökologischer Mode widmet sich nach wie vor auch Rafael Kouto, der zum zweiten Mal in Zürich zu sehen war. Er veredelt weggeworfene Billigware zu einer Laufsteg-Kollektion und lässt Elemente aus Afrika und der westlichen Welt verschmelzen, was bei seiner neuen Kollektion «Suspended bodies that never fall» noch klarer wirkte als vor einem Jahr. 

Rafael Kouto: «Suspended bodies that never fall»

Der Spagat zwischen schnelllebigen Modezyklen und dem allgemeinen Bedürfnis nach einer nachhaltigen und fairen Lebensweise wurde an der Mode Suisse nicht vordergründig thematisiert. Als Zeichen für Langlebigkeit waren allerdings die vielen hochwertigen und aufwändig gefertigten Textilien und Garne zu deuten, aus denen die Mode genäht oder gestrickt war. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Format diesbezüglich entwickelt, gerade wenn bald schon die Neuauflage der einstigen Gwand als «Gwand Sustainable Fashion Festival» in Luzern über die Bühne gehen soll – eine Kooperation der beiden Formate im kleinen Modeland Schweiz wäre interessant und wünschenswert.

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