Die Industriedesignerin Sandra Kaufmann betrachtet Verbindungen als Teil des ästhetischen Ausdrucks.

«Gestalten, nicht verstecken»

Vom Airbag bis zum Bügeleisen: Überall werden Teile zusammengefügt, geschweisst, verklebt oder gelötet. Wir sprachen mit der Designerin Sandra Kaufmann über die Praxis des Verbindens.

Was interessiert Sie als Industriedesignerin am Verbinden? Sandra Kaufmann*: Ich bin ständig mit dem Thema konfrontiert. Um eine Produktidee umzusetzen, brauche ich unterschiedliche Materialien, und diese wollen miteinander verbunden sein. Spannend sind die Übergänge. Dort, wo etwas aufhört und etwas Neues anfängt. Was heisst das in der Praxis? Raffinierte Verbindungen für die industrielle Produktion eigens zu entwickeln, dauert schnell einmal zwei Jahre. Man denkt, Verbindungen seien nur Details. Dabei prägen sie die Ästhetik eines Produkts und können sogar sein Markenzeichen sein. So gesehen finde ich es interessanter, sie zu gestalten als zu verstecken. Indem ich sie zeige, mache ich auch eine Aussage. Gibt es Neues punkto Material und Herstellung? Das ist ein riesiges Forschungsgebiet. Spannend finde ich Materialien mit variablen Eigenschaften, um die Anzahl der Verbindungen zu reduzieren. Weniger Teile und Verbindungen heisst weniger Komplexität und Kosten. Die Verbindung ist oft der Knackpunkt eines Produkts. Meist geht es hier kaputt. Wie beeinflussen Verbindungen die Produktentwicklung? Ein Beispiel: Titanschrauben in Zahnimplantaten waren revolutionär. Dann verbesserte sich die Klebetechnik und ersetzte die Schrauben. Wirkliche Erfindungen sind allerdings selten. Oft handelt es sich eher um Kombinationen: Ich füge Dinge neu zusammen, entnehme aus einem Gebiet eine Idee oder eine Technik und kombiniere sie neu. Beim Lawinenrucksack beispielsweise, der in der Ausstellung «U-Joints» im Gewerbemuseum zu sehen ist, kommt die Technik vom Auto-Airbag. Ein spannendes Produkt: Es muss extrem gut gestaltet sein, um in der Not intuitiv bedient werden zu können und Leben zu retten. Um kreislauffähige Produkte herzustellen, müssen Verbindungen auch wieder gelöst werden. Was hat das für Konsequenzen? In einen Entwurf fliessen zahllose Bedürfnisse mit ein – von Nutzer...
«Gestalten, nicht verstecken»

Vom Airbag bis zum Bügeleisen: Überall werden Teile zusammengefügt, geschweisst, verklebt oder gelötet. Wir sprachen mit der Designerin Sandra Kaufmann über die Praxis des Verbindens.

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