‹Deep›: Digital-Only Fashion Collection, entworfen von Amber Jae Slooten von The Fabricant. Fotos: The Fabricant

«Es geht darum, sich auszudrücken»

Anna Liedtke designt Kleider, die man weder anfassen noch tragen kann. Im Interview spricht sie über gestalterische Freiheit und die pulsierende digitale Modebranche.

Was macht digitale Mode anders als jene aus Samt und Seide? Anna Liedtke: Digitale Mode rekonstruiert einerseits, was in der realen Welt existiert. Das digitale Modehaus The Fabricant, wo ich seit Juni arbeite, setzt die Kollektionen verschiedener Brands digital um. Die nutzen digitalisierte 3D-Kleidungsstücke etwa für Marketingkampagnen. Andererseits schaffen wir damit auch ein neues Genre, das nicht Bezug nehmen muss auf die physikalische Welt.  Was bringt das? Digitalkampagnen generieren mehr Aufmerksamkeit. Das Verhalten der Kleider lässt sich besser kontrollieren und effektvoller darstellen. Die Möglichkeiten sind viel grösser. Bei Entwürfen, die nur den digitalen Markt bedienen, ist das noch ausgeprägter: Texturen können leuchten, transparent, flüssig oder elektrisch werden. ###Media_2### ###Media_3### The Fabricant hat 2018 das digitale Couture-Kleid ‹Iridescence› entworfen. Es wurde für unglaubliche 9500 Dollar in Kryptowährung versteigert. Was hat dies bewirkt? Viele Leute haben den Kopf geschüttelt. Sie verstanden nicht, warum digitale Kleidungsstücke kreiert und verkauft werden. Damals war auch der Begriff des Non-Fungible Token (NFT, nicht ersetzbares, digital geschütztes Objekt) noch nicht bekannt. Heute hat er sich vor allem im Kunstmarkt etabliert, setzt sich aber auch zunehmend im Designbereich durch. So hat sich die Sparte der digitalen Kunst ausgebildet, die für Künstlerinnen neue Einkommensquellen generiert. ###Media_4### Warum kaufen Leute Kleider, die sie nicht anziehen können? In Europa höre ich viel Kritik, ständig wird die Sinnfrage gestellt. Aber Haute Couture hat auch keine wärmende Funktion. Es geht darum, seine Persönlichkeit damit auszudrücken. In der digitalen Welt ist das genauso: Man kann damit ein besonderes Ereignis hervorheben, indem man ein Kleidungsstück in Bilder integrieren lässt. Solche Dienstleistun...
«Es geht darum, sich auszudrücken»

Anna Liedtke designt Kleider, die man weder anfassen noch tragen kann. Im Interview spricht sie über gestalterische Freiheit und die pulsierende digitale Modebranche.

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